Frage an Steffen Bilger von Frank N. bezüglich Verkehr
Werter Herr Steffen Bilger
Ich möchte an Sie einige Fragen zu S21 stellen.
Ich habe mir sehr genau den Stresstest der DB angesehen und festgestellt, das hier mit den Fahrplan und der geforderten Zuganzahl sehr getrickst wurde.
Die geforderte Anzhal von 49 Zügen wurde nur erreicht, wenn Bahngleise doppelt belegt sind. Der Fahrplan war auch nicht bedarfsgerecht angenommen sondern eben passend gemacht.
Nun meine Fragen an Sie, warum wurden nur 49 Züge pro Std angenommen, wenn der alte Kopfbahnhof bereits 1969 51 Züge abfertigt konnten. Quelle
http://www.bahn-fuer-alle.de/pages/pressemitteilungen/2011/stuttgart-21-effizienzdebatte/fahrplan-im-jahr-1969-7-8-uhr.php
1969 gab es keine 16 Gleisé sondern nur 14. Wurde hier von der Bahn Dinge verborgen um den bau durchführen zu können?
Warum wurde beim Stresstest nicht auch aufgezeigt, wie lange es dauert das bei Haverien die Bahnsteige und der Bahnhof geräumt werden können? Sind nicht auch die zu engen Bahnsteige ein größer Mangel, Erhöht sich nicht auch die Umsteigzeit, wenn wann Rolltreppen und anderes benutzen muß. Wie SMA bestätigt, werden im S21 nur Verspätungen bei durchgehenden Zügen abgebaut, das sind aber nur die wenigsten Züge, welche in Stuttgart abgefertigt werden.
Warum brauchen wir S21 wenn der Kopfbahnhof bereits 1962 eine größere Leistung hatte als der geplante S21. Warum legt die DB die Baukosten nicht offen?
Stuttgart braucht keinen S21 !!!!
Gruß
Frank Neumann
Sehr geehrter Herr Neumann,
für Ihre Frage zu Stuttgart 21 möchte ich mich bedanken.
Ihr Vorwurf der Trickserei durch die Deutsche Bahn AG beim Stresstest von Stuttgart 21 wurde ja gleich nach der Veröffentlichung von vielen Gegnern erhoben. Dies überrascht nicht. Ich möchte aber noch einmal an die Fakten erinnern: In der Schlichtung vom 30. November 2010 war zwischen den Beteiligten unter Punkt 12 vereinbart worden ( http://www.schlichtung-s21.de/39.html ):
„Die Deutsche Bahn AG verpflichtet sich, einen Stresstest für den geplanten Bahnknoten Stuttgart 21 anhand einer Simulation durchzuführen. Sie muss dabei den Nachweis führen, dass ein Fahrplan mit 30 Prozent Leistungszuwachs in der Spitzenstunde mit guter Betriebsqualität möglich ist. Dabei müssen anerkannte Standards des Bahnverkehrs für Zugfolgen, Haltezeiten und Fahrzeiten zur Anwendung kommen.“ Beide Seiten haben sich daraufhin darauf geeinigt, dass das Schweizer Unternehmen SMA diesen Stresstest begleiten und beurteilen würde. Das Ergebnis ist bekannt: Die Bahn hat den Stresstest bestanden ( http://www.das-neue-herz-europas.de/aktuelles_termine/aktuelles/20110801_1/default.aspx ). SMA hat mit seinem Gutachten grünes Licht für Stuttgart 21 gegeben. Das Züricher Institut bestätigt in seiner Untersuchung, den aus der Schlichtung geforderten Leistungszuwachs von 30 Prozent in der Spitzenstunde. Der Bahnhof ist dabei auch in der Lage, Verspätungen abzubauen.
Bei den ganzen Vorbereitungen für die Simulationen – auch bei der Auswahl der einzugebenden Parametern – war bekanntermaßen das grün geführte Verkehrsministerium unter dem erklärten Gegner von Stuttgart 21 Winfried Hermann beteiligt. Die Bahn ist sogar auf Änderungsvorstellungen des Verkehrsministeriums von Baden-Württemberg eingegangen. Es kann also nicht davon die Rede sein, dass die Bahn sich hier alles schön gerechnet habe. Das hat das von den Gegnern vorgeschlagene Institut SMA auch bestätigt.
Um Ihre Frage zur Leistungsfähigkeit des Kopfbahnhofs zu beantworten, muss ich noch einmal daran erinnern, dass diese nur bedingt eine Rolle bei der Entscheidung für Stuttgart 21 gespielt hat. Wie ich bereits in meiner Antwort an Herrn Birkenmaier vom 29. Oktober 2010 deutlich gemacht habe, sollten eben bei einem Umbau des Stuttgarter Hauptbahnhofs mehr Ziele erreicht werden, als lediglich mehr Züge abwickeln zu können. In über zehn Jahren wurden rund 60 Alternativen beleuchtet und wieder verworfen, ehe am Ende Stuttgart 21 als beste Variante übrig blieb. Stuttgart 21 ist eben nicht nur ein Verkehrsprojekt, sondern unter anderem eine großangelegte Innenstadt-Erneuerung.
Deshalb brauchen wir Stuttgart 21.
Mit freundlichen Grüßen
Steffen Bilger MdB