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Steffen Bilger
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Frage von Wolfgang R. •

Frage an Steffen Bilger von Wolfgang R. bezüglich Verkehr

Sehr geehrter Herr Bilger!

Vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort. Aus welchem Grund ist fast die Hälfte der Autobahnkilometer schon begrenzt? Wie viel km werden von der Verkehrstelematik erfasst?
Sie verweisen im DEKRA-Report darauf, dass bei einem Vergleich von unterschiedlichen Autobahnabschnitten mit und ohne Tempolimit es keinen Einfluss auf das Unfallgeschehen gäbe. Wo steht das? Ich lese stattdessen, dass das Risiko, bei Geschwindigkeitsunfällen ums Leben zu kommen, mehr als doppelt so hoch ist wie im Durchschnitt aller Personenschadenunfälle und dass lt. EU-Kommission die wichtigsten Ergebnisse aus Wissenschaft und Forschung darauf hinwiesen, dass eine bestimmte Geschwindigkeitsbeschränkung eine Verringerung der tödlichen Unfälle um den vierfachen Faktor bewirkt.
In der Sendung Frontal21 vom 19.4.11 wird berichtet, dass 120 Stundenkilometer auf Autobahnen eine jährliche Reduktion von mehr als drei Millionen Tonnen CO² brächten, deutlich mehr als durch Einführung von E10. Ein Testfahrt mit einem Audi Q7 verbrauchte bei max. 120 km/h 40% weniger als bei ungezügelter Fahrt. H. Mönninghoff (Polizeischule Münster) zitiert dort neueste Studien, wonach 70 % der tödlichen Verkehrsunfälle auf Autobahnen dort passieren, wo es kein Tempolimit gibt und nicht wo, wie bislang angenommen, besonders viel Verkehr herrscht. Auf der A24 zwischen Berlin und Kreuz Wittstock wurde nach einem Unfall mit 6 Toten ein Tempolimit von 130 eingeführt, tödliche Unfälle passieren heute nur noch selten.
Wenn lediglich nur die Raser bei den Unfällen sterben würden, könnte ich Ihre Ansicht teilen. Leider werden dabei auch andere Verkehrsteilnehmer getötet. Da auch Sie sind der Meinung, dass jeder Unfall einer zu viel ist, sollten Sie sofort handeln, zumal wissenschaftliche Studien Tempolimits unterschiedlichen beurteilen (kein Einfluss versus Reduzierung der Opfer). Sind Sie sich bewusst, dass von Ihrer Entscheidung Menschenleben abhängen?

Mit freundlichem Gruß,
Wolfgang Richter

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Sehr geehrter Herr Richter,

vielen Dank für Ihre interessierte Rückfrage.

Geschwindigkeitsbegrenzungen gelten auf Autobahnen dort, wo ein erhöhtes Unfallrisiko besteht oder Lärmbelästigungen eingeschränkt werden sollen. In jedem Fall liegt also eine lokale Begründung für die Einschränkung vor. Über zehn Prozent der Autobahn-Kilometer werden von Verkehrstelematik erfasst.

In dem von mir erwähnten DEKRA-Verkehrssicherheitsreport 2008 ( http://www.dekra.de/de/c/document_library/get_file?uuid=08f79ea6-05ca-4e20-bf91-93b51851b304&groupId=10100 ) können Sie auf Seite 38/39 lesen: „Hohe Geschwindigkeitsdifferenzen sowie lange Anhaltewege und hohe Energiepotenziale bei hohen Geschwindigkeiten sind physikalische Fakten, die prinzipiell für ein Tempolimit sprechen. Dem steht aber das reale Unfallgeschehen gegenüber.“ Dann folgen die von Ihnen genannten EU-Kommissions-Einsichten. Direkt dahinter folgt der von mir in meiner letzten Antwort zitierte Satz: „Erfahrungen der DEKRA Unfallforschung zeigen dagegen, dass die Unfallschwere auf Autobahnen nicht unbedingt mit zunehmender Geschwindigkeit ansteigt. Vielmehr kommt es gerade bei niedrigeren Geschwindigkeiten zu einer Häufung schwerer Unfälle. Dies lässt sich auf das erhöhte Unfallrisiko bei dichtem Verkehr sowie in Baustellenbereichen zurückführen.“

Wie so häufig kommt es bei Berechnungen und Behauptungen darauf an, was ihnen zugrundegelegt wurde. Ich weiß nicht, was Frontal 21 zu seinen Aussagen gebracht hat, mir liegen aber andere Erkenntnisse vor. Der Deutsche Bundestag hat sich im Übrigen einer Petition für eine generelle Geschwindigkeitsbeschränkung ebenfalls nicht angeschlossen, mit guten Gründen: https://epetitionen.bundestag.de/files/0416.pdf . Auch deshalb gehen wir als Koalitionsfraktionen einen anderen Weg für mehr Verkehrssicherheit in Deutschland. Wir haben gerade einen Antrag in den Deutschen Bundestag eingebracht, durch den wir „Die Verkehrssicherheit in Deutschland weiter verbessern“ wollen ( http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/17/055/1705530.pdf ). Dieser Antrag zeigt insbesondere auch, wie wichtig wir das Thema Unfälle im Straßenverkehr nehmen. Trotz der stetig sinken Zahl der Verkehrstoten bleiben wir verstärkt dran.

Mit freundlichen Grüßen

Steffen Bilger MdB

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