Frage an Stefan Zierke von Birgit B. bezüglich Tourismus
Sehr geehrter Herr Zierke,
auf http://www.bundestag.de/bundestag/abgeordnete18/biografien/Z/zierke_stefan/259238#veroeffentlichung wird Ihre entgeltliche Nebentätigkeit als Geschäftsführer der Tourismus Marketing Uckermark aufgezählt. In Ihre Zeit als hauptamtlicher Geschäftsführer fiel 2013 die Auszeichnung der Uckermark als Sieger im "Bundeswettbewerb Nachhaltige Tourismusregionen". Wie vereinbaren Sie Ihre frühere und jetztige Tätigkeit als Geschäftsführer für die Siegerregion mit Ihrer Unterstützung der Investoren der Legehennenbetriebe in Zollchow, für die ein Umweltverträglichkeitsprüfung umgangen wurde?
Mit freundlichen Grüßen aus der Uckermark,
Birgit Bader
Sehr geehrte Frau Bader,
herzlichen Dank für Ihre Anfrage.
Gerne erläutere ich Ihnen, warum meine frühere und jetzige Tätigkeit mit der symbolischen Unterstützung der Legehennenanlagen in der Uckermark nicht kollidiert.
Nach meinem Begriffsverständnis bezieht sich Nachhaltigkeit auf die Dimensionen der ökologischen, soziologischen und ökonomischen Nachhaltigkeit.
In Bezug auf die Anlagen in der Uckermark bedeutet dies, dass sie zum Einen soziologisch, also gesellschaftlich und zivil legitimiert sind. Die Gemeinde wurde langfristig in den Planungsprozess miteingebunden und hat diesen sowohl gesellschaftlich unterstützt, als auch demokratisch begleitet. Dieser Prozess verlief von der Gemeinde über den Landkreis bis hin zum Brandenburgischen Landesamt innerhalb demokratischer Strukturen, die in Bezug auf eine frühere und breitere Öffentlichkeitsbeteiligung sicherlich optimierbar sind. Insgesamt denke ich nicht, dass die Mehrheit der Gesellschaft gegen die Freilandhaltung von Legehennen ist und die vielseitige Auswahl des täglichen Nahrungsmittelangebots schätzt.
In ökologischer Hinsicht handelt es sich bei den Anlagen um Freilandhaltung unter Einhaltung der spezifischen Voraussetzungen: jedes Tier hat eine Freilandfläche von 4m² und der Auslauf von der Stallöffnung bis zum Begrenzungszaun beträgt 300m. Darüber hinaus wurde die immissionsschutzrechtliche Genehmigung durch das Landesamt für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg erteilt, sodass im Rahmen dieser Bauvorhaben keine umweltschädlichen Einflüsse auszumachen sind. Außerdem bin ich überzeugt, dass Landwirtschaft ihren Ursprung im ländlichen Raum hat und der weitere Bedarf ebenso vorhanden ist. In Brandenburg verzehrt jeder Bürger durchschnittlich 217 Eier im Jahr. Die Eigenversorgungsquote liegt bei 66%. Das heißt, dass wir in Bezug auf Hühnereier unterversorgt sind und sogar noch importieren.
In Bezug auf den Wirtschaftlichkeitsaspekt bringen die Legehennenanlagen auch mehr Wertschöpfung in die Region. Die Betreiberfamilie bleibt in der Uckermark, leistet somit auch hier ihren Beitrag für das Gemeinwesen, erhält und schafft neue Arbeitsplätze und sorgt für unternehmerische Impulse im ländlichen Raum.
Insgesamt beurteile ich die Legehennenanlagen daher als nachhaltig. Sie beanspruchen den natürlichen Lebensraum nur in dem Maße, wie dieser sich auch regenerieren kann und künftige Generationen des Familienbetriebs können auf soliden Voraussetzungen zurückgreifen und dauerhaft sowie vernünftig wirtschaften. Im Übrigen konnte ich mir selbst einen Bild vor Ort machen und kann Ihnen versichern, dass die Anlagen ohne Einschränkung in das Landschaftsbild passen und keine negativen Auswirkungen auf den Tourismus haben. Im Gegenteil: Viele Touristen sind auf der Suche nach Land- und Bauernhofurlaub und wollen Landwirtschaft aktiv erleben. Auch für Kinder ist dies in Zeiten von globalisiertem Konsum förderlich, um Nahrungs- und Lebensmittelerkenntnisse zu sammeln.
In diesem Sinne bedeutet Nachhaltigkeit für mich auch, dass unterschiedliche Lebensformen, die mal mehr und mal weniger in die Natur und in die Umwelt eingreifen, nebeneinander und ausgeglichen existieren müssen.
Nicht zuletzt ist es die Entscheidung eines jeden selbst, welchen ökologischen Fußabdruck er hinterlässt und wie er seine selbst produzierten Immissionen eventuell auch wieder ausgleicht. Beispielsweise gleiche ich meine Immissionen durch Investitionen in „Mooraktien“ aus, sodass natürliche Lebensräume durch eine vermehrte Wiedervernässung mehr CO² aufnehmen und kompensieren können.
Sehr geehrte Frau Bader, ich hoffe Ihnen mit meiner Antwort gerecht geworden zu sein. Da wir uns kennen, erläutere ich Ihnen den Sachverhalt auch gerne noch einmal in einem persönlichen Gespräch.
Liebe Grüße,
Stefan Zierke