Frage an Stefan Taschner von Dirk R. bezüglich Verkehr
Guten Tag Herr Taschner,
vielen Dank für die kurzen Erläuterungen Ihrer Positionen im Kandidaten-Check.
Sie treten hier im Wahlkreis als Direktkandidat an und sind zudem auch von den Grünen auf einen guten Listenplatz der Landesliste für die Abgeordnetenhauswahl gewählt.
Ich möchte Sie gerne fragen, wie Sie sich eine "klimafreundliche Mobilität für alle" in Lichtenberg konkret vorstellen. Was müsste dafür noch zusätzlich auf Bezirksebene getan werden? Welche direkten Auswirkungen sehen Sie beispielsweise im Zusammenhang mit der Verlängerung der Stadtautobahn A 100 auf die in Ihrem Wahlkreis liegenden Stadtquartiere? Die A 100 war ursprünglich als Ringstrecke geplant - was entgegen Sie hier etwa dem Argument, dass sich durch den nächsten Bauabschnitt der A 100 vor allem die Verkehrsbelastung in den dortigen Wohngebieten sowie die klimaschädlichen Emissionen verringern werden? Sie selbst wohnen im grün-regierten Friedrichshain, wo vor einiger Zeit die Parkraumbewirtschaftung eingeführt wurde, was durch die damit verbundenen typischen Verdrängungseffekte auch Auswirkungen für die Anwohner in den angrenzenden Lichtenberger Quartieren, wie etwa der Victoriastadt, hatte. Wie sinnvoll halten Sie deshalb eine künftige Ausweisung von Parkzonen auch in den Lichtenberger Kiezen, um hier den Parkdruck und den Suchverkehr von Autofahrer*innen zu mindern? Welche alternativen Lösungen gäbe es?
Sich sprechen in Ihren Wahlkampf-Materialien zudem den Berliner Tierparks im Stadtteil Friedrichsfelde an. Was sind Ihre Vorstellungen von der weiteren Entwicklung des Tierparks hinsichtlich der Haltungsbedingungen von wildlebenden Tieren und der geplanten Umgestaltung bis 2030 als publikumswirksamer Erlebnis-Zoo? Wie müsste Ihrer Ansicht nach ein "grüner Zoo" aussehen?
Beste Grüße, D. R.
Hallo Herr R.
vielen Dank für Ihre vielen Fragen, die ich versuchen will es gut es geht zu beantworten. Da ich mich auch beruflich vier Jahre mit klimafreundlicher Mobilität beschäftigt habe, denke ich auch die nötige Erfahrung zu haben.
Wer klimafreundliche Mobilität in Lichtenberg will muss den Umweltverbund stärken und auf intermodalen Verkehr setzen. Neben dem Ausbau des Radroutennetzes muss auch der ÖPNV Vorrang bekommen. Eigene Bus- und Trambahntrassen sowie Vorrangschaltung an Ampeln beschleunigen nicht nur den strassengebundenen ÖPNV, sie tragen auch zur Pünktlichkeit bei. Die Anschlusssicherheit an Umsteigebahnhöfen wird so deutlich erhöht. Hier muss auch für Fahrräder die entsprechenden Abstellanlagen in hoher Qualität vorhanden sein. Aber auch der Fußverkehr spielt eine wichtige Rolle. Ein attraktives Fußwegenetz ist ein wichtiger Baustein einer klimafreundlichen Mobilität. In Lichtenberg haben wir wie in ganz Berlin einigen Nachholbedarf. Deswegen ist es wichtig, dass in der neuen Legislatur das Thema Verkehr eine wichtige Rolle spielt, im Abgeordnetenhaus wie auch in der BVV. Der Bezirk kann dabei den Bedarf am besten erfassen. Ein Analyse der jetzigen Situation sowie Vorschläge zur Lösung kann der Bezirk leisten.
Die Verlängerung der A100 hingegen ist das genaue Gegenteil einer klimafreundlichen Mobilität. Schon der derzeitige im Bau befindliche 16. Bauabschnitt wird für den Kaskelkiez eine deutliche Verkehrszunahme bedeuten. Da es am Autobahnende keine geregelte Aufnahme des Autobahnverkehrs gibt, werden sich die Autos ihren Weg zur Frankfurter Allee suchen. Die Ableitung auf die Hauptstraße, die derzeit erweitert wird, wird dazuführen, das ein Großteil des Verkehrs sich unter der Karlshorster Brücke den Weg weiter Richtung Norden suchen wird. Der dort liegende Kaskelkiez wird davon einen nicht unerheblichen Teil abbekommen. Dies bedeutet eine Belastung des Wohngebietes mit Verkehr, Lärm und Abgasen. Auch die weitere Verlängerung (17. Bauabschnitt) wird dies nicht ändern. Der geplante Tunnel in der Neuen Bahnhofstraße ist zu klein um den Verkehr aufzunehmen. Stau und Tunnelsperrungen sind zu erwarten. Der Verkehr wird deswegen schon vor dem Ostkreuz die A100 verlassen und auf den oben beschrieben Wegen weiterhin zur Frankfurter Allee unterwegs sein.
Die Verdrängungseffekte durch Parkraumbewirtschaftung müssen mit den Vorteilen abgewägt werden. Nachweisbar hat die Parkraumbewirtschaftung dort wo sie eingeführt wurde Vorteile für die Anwohner. Der Suchverkehr und damit die Belastung für Klima und Menschen durch Lärm und Abgase nehmen deutlich ab. Auch finden die Anwohner leichter Wohnortnah einen Parkplatz. Für die angrenzenden Kieze hingegen können sich Nachteile ergeben. In wie weit die Victoriastadt davon betroffen ist, kann ich nicht eindeutig sagen. Die Bahnlinien die die Victoriastadt umschließen stellen eine Barriere dar. Die Wege werden für die meisten Parkplatzsuchenden, die nach Friedrichshain wollen eigentlich zu lang. Sollte es dennoch zu einer erheblichen Belastung kommen sollte man auch in der Victoriastadt über Parkraumbewirtschaftung nachdenken. Die beste Lösung wäre sicher wenn der Umweltverbund so attraktiv wäre, dass die meisten nicht Anwohner auf eine Fahrt mit dem Auto verzichten würden. Hierzu können auch die ober skizzierten Maßnahmen beitragen.
Der Tierpark in Friedrichsfelde entspricht in seinem derzeitigen Zustand nicht Kriterien eines modernen Zoos. Die Gehege sind für die Tiere vielmals zu klein, zudem gibt es zu viele davon. Auf einer Tour mit den jetzigen Tierparkchef konnte ich mich aber über die bereits umgesetzten sowie die geplanten Veränderungen informieren. Ich sehe hier durchaus gute Ansätze, die den Tieren zu gute kommen und den Tierpark auch als Landschaftspark erhalten. Für uns Grüne ist aber klar: Auch in Zoos sollte das Wohl der Tiere stärker im Mittelpunkt stehen.
Ich hoffe ich konnte Ihre Fragen zu Ihrer Zufriedenheit beantworten.
Beste Grüße
Stefan Taschner