Frage an Stefan Lux von Bernd M. bezüglich Umwelt
In der Wetterau ist die Herstellung von Biogas ein großes Thema. Wie schätzen Sie die Chancen dieses alternativen Kraftstoffes beim Einsatz in Fahrzeugen (PKW, LKW, ggf. auch landwirtschaftliche Fahrzeuge) ein?
Biogas - Eine Chance für die Wetterau?
Auf den ersten Blick bietet der Einsatz von Biogas für Fahrzeuge viele Vorteile in einer Region wie der Wetterau, die traditionell eine starke Landwirtschaft besitzt. So ist Biogas viel umweltfreundlicher als herkömmliche Energieträger aus fossilen Quellen wie zum Beispiel Erdöl. Biogas wird aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnen, wie etwa Raps oder ähnlichen Pflanzen. Im Gegensatz zum herkömmlichen Benzin wird Methan verbrannt, was natürlich zu keinerlei CO2-Ausstoß führt. Für die Wetterau ist diese Technologie insofern interessant, da hier bereits entsprechende Pflanzen, die Herstellung von Biogas geeignet sind, im großen Stil angebaut werden. Ein Ausbau der Infrastruktur für die Herstellung des Biogases und ein Netz von entsprechenden Tankstellen würden neben dem ökologischen Effekt auch einen ökonomischen haben.
Ein verringerter Ausstoß von Kohlendioxid täte nicht nur der Klima gut, würde auch einen Beitrag zur Lebensqualität in der Wetterau liefern. Im ökonomischen Sinne würde der Aufbau einer Industrie zur Herstellung von Biogas die wirtschaftliche Situation der Wetterau stärken. Und zwar in zweifacher Weise. Erstens könnte die lokale Produktion von Treibstoffen den Import von herkömmlichen fossilen Treibstoffen verringern. Hohe Preise für Benzin und Diesel würden somit für viele Bürger, die im Besitz eines Fahrzeuges mit Biogasantrieb sind, wegfallen und die wirtschaftliche Lage dieser Bürger verbessern. Aber auch Kommunen mit einem entsprechenden Fuhrpark könnten hohe Benzinpreise einsparen, was ein Beitrag zur effektiven Haushaltskonsolidierung wäre. Der zweite Punkt ist der Aufbau einer Wertschöpfungskette. Landwirtschaftliche Produzenten von Pflanzen für die Biogasproduktion profitieren von einem neuen Markt samt neuen Abnehmern und Anlagen zur Herstellung von Biogas schaffen neue Arbeitsplätze. In dieser Wertschöpfungskette bleibt das Geld für Kauf von Rohstoffen und Biogas in der Region und stärkt so die wirtschaftliche Situation der Wetterau insgesamt, da Landwirte und Arbeitnehmer ihr Geld hier verdienen und ausgeben können.
Zu beachten bei einem solchen Gedankenspiel ist allerdings die zu erwartende Flächennutzung für den Anbau von entsprechenden Pflanzen, die für die Produktion von Biogas geeignet sind. Der Bedarf entsprechender Flächen, wenn etwa nur die Hälfte des gegenwärtigen Fahrzeugbestandes der Wetterau mit Biogas fährt, ist kaum zu überschauen. Die Folge wären Monokulturen mit dem Verschwinden einer Biodiversität, welche für die Wetterau einzigartig sind. Ebenso würden Biogaspflanzen andere Fruchtpflanzen verdrängen, welche eher für die Nahrungsmittelproduktion geeignet sind als für Biogas. Somit würde die Wetterau ihren Rang als eine Kornkammer Deutschlands verlieren, was ein herber Schlag wäre für eine lokale und somit gesündere Versorgung der Bevölkerung mit qualitätsvollen Lebensmitteln.
Die Aufgabe ist es nun, zwischen diesen Vor- und Nachteilen eine entsprechende Mitte zu finden. Mein Vorschlag ist deshalb ein gezielter und punktueller Einsatz von Biogas. Denkbar ist beispielsweise die Landwirtschaft. Die Wetterauer Bauern gründen etwa eine Genossenschaft zur Produktion zur Herstellung von Biotreibstoffen und erreichen in dieser Hinsicht eine Selbstversorgung. Eine Idee wäre auch ein Zweckverband der Kommunen, welche die Fahrzeuge des Bauhofs mit Biogas versorgt.