Frage an Simone Heitz von Edmund W. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Was gedenken die Grünen in der Bildungspolitik zu unternehmen? Es ist ja kein Geheimnis, dass es an Lehrern mangelt. Immer wieder hört man, dass so und soviele neue Lehrerstellen geschaffen werden/wurden. Es wird dabei aber immer verschwiegen, wieviele Lehrer altersbedingt aus dem Schuldienst ausscheiden. Mit der übrig geblieben Zahl an Neuanstellungen braucht sich ja nun wirklich niemand zu brüsten. Die Kinder sind unsere Zukunft tönt es immer. Warum hat man dafür so wenig Mittel übrig? Als längjähriger Wähler der Grünen befremdet mich das ja schon.
Sehr geehrter Herr Winter,
gerne beantworte ich die Frage zur Bildungspolitik aus unserem grünen Wahlprogramm. Ich verstehe ihre Ungeduld, wir haben erst angefangen, aber wir sind noch nicht am Ziel. Unser Ziel ist klar: In keinem anderen Land hing der Bildungserfolg so stark von der Herkunft ab wie in Baden-Württemberg. Das veraltete dreigliedrige Schulsystem, an dem die CDU bis zuletzt krampfhaft festgehalten hat und weiterhin festhält, hat viel zu viele Bildungsverlierer*innen produziert. Das müssen wir ändern und das werden wir ändern. Wir wollen Chancengleichheit ? der schulische Erfolg eines Kindes darf weder vom Geldbeutel noch von der Herkunft der Eltern abhängen. Alle Kinder und Jugendlichen sollenunabhängig von ihrer Herkunft ihre Talente und Begabungen optimal entfalten können und einen möglichst guten Bildungsabschluss erlangen können. Die Landesregierung investiert deshalb kräftig in die Bildung unserer Kinder - so viel wie keine andere Landesregierung zuvor: Pro Schüler*in gibt das Land heute 18 Prozent mehr aus als noch im Jahr 2010.
Allein zum Schuljahr 2015/2016 können in Baden-Württemberg rund 5.750 Lehrerinnen und Lehrer neu in den öffentlichen Schuldienst eingestellt werden. Das ist die höchste Einstellungszahl in Baden-Württemberg seit den 1970er-Jahren. Damit gleichen wir nicht nur die Zahl der Pensionierungen aus, sondern erhöhen die Lehrerstellen tatsächlich. Eine gute Unterrichtsversorgung hat für Grün-Rot höchste Priorität. Deshalb haben wir die Krankheitsvertretung finanziell und personell deutlich verbessert: Es stehen nun 400 zusätzliche Stellen in der Krankheitsvertretung zur Verfügung. Das ist ein Ausbau um rund 30 Prozent seit 2011.
Wir wollen gemeinsam mit den Menschen vor Ort die Schule gestalten. Deshalb reformieren wir das Schulsystem nicht von oben herab, sondern zusammen mit den Betroffenen. Auch bei der Einführung der Gemeinschafts- und Ganztagesschulen folgen wir dem Motto: Gute Schule wächst von unten. Überall dort, wo die Kommunen als Schulträger, die Eltern und Lehrkräfte das wollen, kann grundsätzlich eine Gemeinschaftsschule oder eine Ganztagesschule eingerichtet werden.
Die neue Gemeinschaftsschule bietet allen Kindern die bestmögliche individuelle Förderung und ein breites Spektrum an Schulabschlüssen an. Im Schuljahr 2012/2013 sind 41 Gemeinschaftsschulen gestartet. Inzwischen gibt es landesweit 209. Zum Schuljahr 2015/2016 kommen weitere 62 Gemeinschaftsschulen hinzu. Das zeigt: Die neue Schulart kommt bei Kommunen, Lehrer*innen, Eltern und Schüler*innen gut an und ist schon jetzt breit im Land verankert.
Keine Schule bleibt unter Grün-Rot auf der Strecke: Wir haben an den Gymnasien und Realschulen die Poolstunden für die individuelle Förderung erhöht. Die Realschulen bekommen darüber hinaus in den kommenden beiden Schuljahren 350 zusätzliche Lehrerstellen. Auch die Grundschulen erhalten 180 Deputate ab Schuljahr 2015/2016, damit sie ihre Schülerinnen und Schüler stärker individuell fördern können.
Die Landesregierung investiert heute 25 Millionen Euro pro Jahr in den Ausbau der Schulsozialarbeit früher wurden die Kommunen damit allein gelassen. Mit Erfolg: Über die Hälfte der Schulen im Land hat mittlerweile Sozialarbeiter*innen.