Frage an Silke Gajek von Julia W. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrte Frau Gajek,
Was kann man Ihrer Meinung nach tun, um die Situation der 12.000 Menschen, die auf eine Organspende warten, zu verbessern? Könnte die Einführung der Widerspruchsregelung hier nicht helfen?
Mit freundlichen Grüßen,
Julia Wuttke
Sehr geehrte Frau Wuttke,
Herzlichen Dank für Ihre Frage!
Menschen, die auf ein Organ warten, haben teilweise schon einen erheblichen Leidensweg hinter sich. Daher sollte der Staat versuchen, dort, wo mehr Organspenden möglich sind, dieses Potential auch auszuschöpfen. Ob dabei die Widerspruchslösung der richtige Weg ist, bezweifle ich allerdings. Mecklenburg-Vorpommern hat bereits heute sehr hohe Spenderzahlen, die durchaus mit Ländern mithalten können, in denen die Widerspruchslösung gilt. Dazu kommt, dass in Spanien, wo es die weltweit höchte Spenderquote gibt, die Widerspruchslösung gar nicht praktiziert wird: dort werden - wie in Deutschland - die Angehörigen zusätzlich um ihr Einverständnis gebeten.
Wichtiger als die Einführung der Widerspruchslösung ist eine Verbesserung der Strukturen in den Kliniken vor Ort. Viele Kliniken melden potentielle Spender nicht, weil sie durch die Folgekosten finanzielle Verluste befürchten. Das muss sich ändern. Auch könnte die Einführung hauptamtlicher Transplantationsbeauftragter helfen. Wichtig ist zudem eine bessere und neutrale Aufklärung der Bevölkerung. Niemand darf sich zu einer Organspende gedrängt oder moralisch verpflichtet fühlen. Das ist auch vielen Organempfängern sehr wichtig. Wenn sich eine Person allerdings nach umfassender Aufklärung für eine postmortale oder Lebend-Organspende entscheidet, sollte er dadurch keinerlei Nachteile erleiden. Lebendspender sollten auch von Krankenkassen und Rentenversicherungsträgern voll unterstützt werden, was bis heute leider nicht immer der Fall ist. Mit einem solchen gesellschaftlichen Klima kann man mehr für die Organspenden tun als wenn man alle Menschen per se zum Organspender erklärt, ohne sie vorher zu fragen.
Mit freundlichen Grüßen,
Silke Gajek