Frage an Sigmar Gabriel von Jörn S. bezüglich Wirtschaft
Sehr geehrter Herr Bundesminister Gabriel,
Spiegel online berichtet heute über den Rückgang der Existenzgründungen in Deutschland und benennt verschiedene Gründe hierfür, jedoch aus meiner Sicht nicht die Wirklichen.
Als freier Berater u.a. auch für Existenzgründungen und gelisteter Berater bei der KfW und fast sämtlichen Bürgschaftsbanken und Investitionsbanken frage ich Sie, ob die tatsächlichen Gründe nicht die fehlende Wettbewerbssituation im Bankensektor und die Bankenanforderungen hinsichtlich Eigenkapital und Besicherung sind, die ausschlaggebend für den Rückgang der Existenzgründungen in Deutschland sind.
Aus täglichen Erfahrungen kann ich berichten, dass auch Sparkassen und Volksbanken zwischenzeitlich Neugründungen nur noch bei einem Eigenkapitaleinsatz von mindestens 25% begleiten und eine nahezu 100% Besicherung für den verbleibenden Fremdmittelbedarf erwarten. Dieses ist für viele Gründer schlichtweg unerreichbar.
Sind die tatsächlichen Gründe für den Rückgang bei Existenzgründungen nicht eher darin zu sehen, dass wir in Deutschland und in Europa zwischenzeitlich eine Kreditklemme haben und eine funktionierende Eigenkapitalfinanzierung immer noch nicht existiert?
Ich kenne selbstverständlich die KfW-Programme für Existenzgründer/innen und auch die Besicherungsprogramme der Bürgschaftsbanken. Dennoch hilft es bei der Finanzierung eines Gründers (unabhängig vom Konzept und der Branche) kaum, wenn die durchleitenden Banken diese Kreditanfrage mangels ausreichendem Eigenkapital und Sicherheiten gar nicht an diese Institutionen weiterleiten.
Was wir bräuchten wäre eine Direktfinanzierung durch die KfW ohne durchleitende Banken, die sich bei Existenzgründungen - auch wegen der geringen Marge - einfach verweigern.
Ihr Statement, dass Sie den Gründergeist neu beleben wollen und Menschen ermutigen möchten ein Unternehmen zu gründen, ist ehrenhaft. Die Frage ist jedoch, schaffen Sie auch die Voraussetzungen bei der KfW?
Mit freundlichen Grüßen
Jörn Saß