Frage an Sigmar Gabriel von Inge de W. bezüglich Soziale Sicherung
Sehr geehrter Herr Gabriel,
die SPD erwägt bei einem Wahlsieg eine abschlagsfreie Rente mit 63 nach 45 Versicherungsjahren zu ermöglichen.
Warum erst mit 63? Es gibt auch Arbeitnehmer/innen, so wie ich, die bereits zwischen dem 60. und dem 63. Lebensjahr 45 Jahre versicherungspflichtig beschäftigt waren. 45 Arbeitsjahre ohne Unterbrechnung sind genug. Bei den Frauen kommt ja auch noch die Doppelbelastung Haushalt und Beruf hinzu. Notfalls könnte man doch den Rentenzugang nach 45 Arbeitsjahren zwischen dem 60. und 63. Lebensjahr mit einem Abschlag bis maximal 10,8 % (0,3 % pro Monat) ermöglichen.
Mit freundlichem Gruß
Inge de Wit
Sehr geehrte Frau de Wit,
haben Sie vielen Dank für Ihre Frage, die ich hier auf Abgeordnetenwatch schon häufiger beantwortet habe.
Weil die letzte Antwort schon einige Monate her ist, wiederhole ich hier gerne nochmal unsere Position:
Wir wollen, dass ältere Beschäftigte mehr Chancen bekommen, bis zum Renteneintrittsalter sozialversichert beschäftigt zu sein. Wir wissen aber auch: In einer immer komplexeren Arbeitswelt ist es schwieriger geworden, für alle ArbeitnehmerInnen-Gruppen gleiche Formen des Eintritts ins Rentenalter zu schaffen. Deshalb schlägt die SPD differenzierte Angebote für den Übergang vom Erwerbsleben in die Rente vor, zum Beispiel den abschlagsfreien Zugang zur Erwerbsminderungsrente und die attraktive Teilrente ab dem 60. Lebensjahr.
Zugleich schlagen wir, wie Sie ja auch schreiben, vor, für diejenigen, die 45 Versicherungsjahre in der Rentenversicherung zurückgelegt haben, den Zugang zur Rente ohne Abschläge mit 63 Jahren zu ermöglichen. Damit begegnen wir Besorgnissen der Beschäftigten mit sehr langer Berufstätigkeit, das gesetzliche Renteneintrittsalter gar nicht erreichen zu können. Es bleibt aber dabei, dass langjährig Versicherte nicht vor der Vollendung des 63. Lebensjahrs in Altersrente gehen können. So bewahren wir die Balance zwischen den Zielen einer längeren Beschäftigung Älterer und der Anerkennung eines langen Berufslebens.
Denn die erfreuliche Tatsache, dass Menschen in Deutschland im Durchschnitt immer länger leben, führt dazu, dass Renten im Durchschnitt deutlich länger gezahlt werden als früher. Somit wird die Gesamtauszahlungssumme pro Person größer - denn wer länger lebt, bezieht auch mehr Rente. Diese muss aber weiterhin aus den Beiträgen der Beitragszahlerinnen und -zahler finanziert werden, deren Zahl im Verhältnis zu den Rentnerinnen und Rentnern abnimmt.
Im Klartext heißt das: Jedes zusätzliche Rentenjahr - so gegönnt es dem oder der Einzelnen sei - muss durch die Beitragszahlerinnen und Beitragszahler erwirtschaftet werden! Deshalb halten wir das Alter von 63 für einen guten Kompromiss.
Nachlesen können Sie das auch in unserem Rentenkonzept unter https://www.spd.de/presse/Pressemitteilungen/80778/20121112_rentenbeschluss.html , und auch in unserem Regierungsprogramm http://www.spd.de/95466/regierungsprogramm_2013_2017.html .
Mit freundlichen Grüßen
Sigmar Gabriel