Frage an Sigmar Gabriel von Hedwig W. bezüglich Soziale Sicherung
Sehr geehrter Herr Gabriel,
sie möchten ab Herbst zusammen, wahrscheinlich mit den Grünen die Regierung stellen, sofern sie die Mehrheit erhalten .Ich habe da folgende Frage an sie.
Ich bin Rentnerin, wohnhaft in der ehemaligen DDR, habe mit 16 Jahren eine Berufsausbildung erfolgreich absolviert , 3Jahre mein Studium zum Ingenieur mit Erfolg absolviert, bin bis zu meinen 57. Lebensjahr berufstätig gewesen mit 1,1/2 jähriger Arbeitslosigkeit zwischendurch, musste dann leider mit 60 Jahren und 18%Abzug in Rente gehen, weil ich keine Arbeit mehr erhalten habe.
Ich habe nachweislich 44 Arbeitsjahre, hätte ich die Möglichkeit gehabt bis zum 61 Lebensjahr zu arbeiten, wären es 45 Jahre gewesen und hätte trotzdem den Abzug erhalten, weil ich noch nicht 65 Jahre alt gewesen wäre.
Ich wär einverstanden, wenn mir des 1 Jahr, welches mir an 45 Arbeitsjahren fehlt abgezogen würde, befinde mich trotz meiner Ausbildung, nach dem neusten Armutsbericht in der Schicht der Armen da meine Rente unter 950 € liegt. Ich empfinde dies als sehr ungerecht, denn ich habe mein lebenslang gearbeitet und kann mir kaum etwas leisten, bin auch nicht damit einverstanden, dass die, die noch nie gearbeitet haben bzw., gar nicht wollen, dann noch im Alter die Rente aufgestockt bekommen sollen.
Folgenden Vorschlag würde ich ihnen machen, die Positionen“ Krankenkasse, Bildung, Rente“, sollten komplett steuerfinanziert werden, die Arbeitnehmer und Arbeitgeber mit einem Pauschalbetrag beteiligt werden, Beamte ebenfalls einbezogen werden und andere Ausgaben etwas zurückgeführt werden.
Ich kann dann erst gutes gegenüber anderen tun, wenn mein eigenes Volk zufrieden ist an sonsten Gefährte ich den sozialen Frieden.
Ich weiß zwar nicht ob sie diese Nachricht lesen, sollten sie es doch tun, wär es schön, wenn sich am System der Rente etwas ändern würde, denn meine Generation hatte nicht die Möglichkeit sich in den 20 Jahren die wir arbeitsmäßig im neuen System leben ein Vermögen an zu sparen.
H. Wippich
Sehr geehrte Frau Wippich,
vielen Dank für Ihre Frage, in der Sie vorschlagen, die Bildung sowie Kranken- und Rentenversicherung vollständig aus Steuern zu finanzieren.
Bildung ist der Schlüssel zu einem selbstbestimmten und freien Leben. Deshalb ist für uns Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten Bildung ein Grundrecht, und zwar für alle Menschen, unabhängig vom Geldbeutel, von Herkunft, Hautfarbe, Religion oder Geschlecht. Ein leistungsfähiges und sozial gerechtes Bildungssystem ist entscheidend für die individuellen Lebenschancen unserer Kinder und zugleich eine zentrale Voraussetzung für den ökonomischen Erfolg und den sozialen Zusammenhalt in unserem Land. Unser Ziel ist die gebührenfreie Bildung von der Kita bis zur Hochschule. Wo wir Verantwortung tragen, gibt es keine Studiengebühren und werden Kita-Gebühren, soweit möglich, schrittweise abgeschafft.
Freiheit und Selbstbestimmung haben Voraussetzungen: Soziale Sicherheit und die Chance, am gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu können. Dafür brauchen wir ein solidarisches Sozialsystem und eine gute soziale Infrastruktur, die Bürgerinnen und Bürger vor Ort unterstützt. Und wir stellen fest: Die Menschen in unserem Land leben länger. Unser Ziel ist, dass sie die Sicherheit haben, gesund und ohne materielle Not in Würde alt werden zu können. Das geht nur mit Sozialsystemen, die alle Bürgerinnen und Bürger versichern und ihnen in jeder Lebenslage Schutz und Unterstützung bieten.
Für uns heißt das: Alle Bürgerinnen und Bürger sollen durch die Bürgerversicherung unabhängig von ihrer Lebenslage oder ihrem Erwerbsstatus eine gute Kranken- und Pflegeversicherung haben. Mit der Ausweitung des Versichertenkreises in der gesetzlichen Rentenversicherung machen wir einen Schritt zu einer Erwerbstätigenversicherung, in der alle zu gleichen Bedingungen für das Alter und bei Erwerbsminderung versichert sind.
Sozialversicherungen, die von den solidarischen und paritätisch finanzierten Beiträgen ihrer Versicherten getragen werden und von ihnen selbst verwaltet werden, sind aus unserer Sicht den rein steuerfinanzierten staatlichen Fürsorgesystemen vorzuziehen, weil sie besser geeignet sind, nachhaltige Stabilität und solidarischen Ausgleich zu gewährleisten und die Leistungsansprüche ihrer Versicherten zu verwirklichen.
Mit freundlichen Grüßen
Sigmar Gabriel