Frage an Sigmar Gabriel von Jonas R. bezüglich Jugend
Sehr geehrter Herr Gabriel,
warum kommt die SPD nicht über die 30% in Umfragen, wenn sie selbst meint, dass sie ihre Standpunkte klar ausdrückt, dies aber zwei drittel der Wähler verneinen? Vielleicht müsste die SPD ihre Aussagen zu politischen Themen klarer ausdrücken, sich kürzer fassen, um auch junge Leute, wie zum Beispiel mich, für sich zu begeistern.
Ich freue mich auf ihre Antwort
Jonas Reichert
Sehr geehrter Herr Reichert,
die SPD hat bei den vergangenen Landtagswahlen große Erfolge erzielt: Denken Sie nur an Nordrhein-Westfalen, wo Hannelore Kraft einen CDU-Ministerpräsidenten abgelöst hat, oder an Hamburg, wo Olaf Scholz für die SPD sogar eine absolute Mehrheit erreicht hat. Aber Sie haben Recht: Die Umfrageergebnisse auf Bundesebene können uns noch nicht zufriedenstellen. Dafür gibt es viele Gründe: Selbstkritisch muss man sagen, dass die SPD auch verloren gegangenes Vertrauen zurückgewinnen muss. Das geht (leider) nicht von heute auf morgen. Ich glaube, wir sind da aber auf einem ganz guten Weg.
Sie sprechen einen wichtigen Punkt an: Wir Politiker (das betrifft übrigens alle Parteien) reden viel zu oft in einer verquasten Experten-Sprache, die viele Menschen nicht verstehen. Und wir reden häufig an den Lebenserfahrungen vorbei. Wir haben in der SPD vor einigen Monaten ein ganz spannendes Experiment gewagt: Weil sich viele Menschen sorgen, wie sie versorgt werden, wenn sie krank sind - aber nur wenige für Systemfragen der Gesundheitspolitik interessieren, haben wir so genannte "Praxistage" organisiert. Viele SPD-Bundestagsabgeordnete haben in einer Woche Krankenhäuser und Pflegeinrichtungen besucht, um mit den Beschäftigten und den Patienten ins Gespräch zu kommen - nicht über den "morbiditätsorientierten Risikostrukturausgleich", sondern über deren Alltagssorgen. Die Ergebnisse sind dann in unser Konzept der Bürgerversicherung eingeflossen: http://www.SPD.de/aktuelles/kategorie/?tag=11504-Bürgerversicherung
Wenn Sie mal unsere Internet-Seite www.SPD.de besuchen, werden Sie hoffentlich feststellen: Über Politik kann man auch so berichten, dass es nicht nur Spaß macht das zu lesen, sondern im besten Fall sogar Begeisterung weckt, um mitzumachen.
Mit freundlichen Grüßen
Sigmar Gabriel