Frage an Sigmar Gabriel von Wilfried M. bezüglich Finanzen
Sehr geehrter Herr Gabriel,
Sie sollen einmal den Einsatz von Leuten aus der Beraterszene (für Tätigkeiten, die zu erledigen der Steuerzahler den Beamten eines Ministeriums zutraut und zumuten will) gerechtfertigt haben mit dem vielsagenden Hinweis, man könne "nicht mit Gänsen über Weihnachten reden" (1).
Diese Bemerkung hat es seinerzeit bei mir "klingeln" lassen und die Sozialdemokratie bei mir in weiteren Mißkredit gebracht.
Ich kann nämlich nicht verstehen, daß die Führungen offenbar aller Parteien - auch der "Sozial- Demokratie" - sich dahingehend gleichen, daß sie für alles Mögliche Berater heranziehen, auch für den Internet- Auftritt und die "Wahlkampf"- Inszenierungen.
Die Vorstellung, daß die besten Ideen - vielleicht sogar einmal eine geniale - immer noch gratis aus dem Volk bzw. von der Parteibasis kommen könnten, scheint nicht mehr zu bestehen.
Nun meine Fragen:
1. Können Sie nachvollziehen, daß jemand mit Diktaturerfahrung die Macht der Allewelt - Berater (und die Beschränktheit hinsichtlich ihrer Weitsicht, Menschenkenntnis und Menschenfreundlichkeit) vergleicht mit der Macht einer Partei und ihres Apparates in einem totalitären Staat?
2. Für den Fall, daß sich die ganze Richtung der strategischen Ratschläge der global agierenden "Strategy Consultants" als Irrweg- Weisung herausstellen sollte, womöglich als strategisch gezielt gegebene: Stünde dann eine sofortige Enteignung aller Profiteure des annehmbaren Welt- Betruges und eine Wiederherstellung der staatlichen Handlungsfähigkeit an?
3. Werden wir von einer bestimmten Clique auf einen Einewelt- Privatstaat hingesteuert, in dem uns ausgerechnet einer wie Herr Roland Berger sagt, was Menschenwürde sei (vgl. seinen jährlich vergebenen Preis mit Medaille/"Weltformel", 2)?
Mit frdl. Gruß
W. Meißner
Arzt
Gruppe Justizkontrolle / Scientologyabwehr Deutschland
1) http://www.zeit.de/2004/07/Berater
2) http://www.rolandbergerstiftung.org/de/der-roland-berger-preis-fuer-menschenwuerde.html
Sehr geehrter Herr Meißner,
ich beantworte Ihre Fragen gerne:
1. Nein. Ich kann verstehen, dass man sich über die Arroganz, gelegentlich auch die Kurzsichtigkeit mancher Berater ärgert. Aber mit Verlaub: Das kann man nicht mit den Verhältnissen in einem totalitären Staat vergleichen.
2. Ehrlich gesagt, verstehe ich die Frage nicht.
3. Man kann darüber diskutieren, ob die Logik der Beratungsunternehmen inzwischen nicht allzu viele Lebensbereiche durchdrungen hat. Aber ich sehe nicht, was daran zu kritisieren ist, wenn ein Unternehmen wie Roland Berger einen solchen Preis vergibt.
Mit freundlichen Grüßen
Sigmar Gabriel