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Frage von Erich H. •

Frage an Sigmar Gabriel von Erich H. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Werter Herr Gabriel,

FAZ vom 13.10.2010 / Erklärung
In der Luft befindet sich 0,04% CO2. Davon werden 3% vom Menschen verursacht. Ein solcher Winzling soll zu einer Klimaerwärmung führen?

Sind in Wirklichkeit nicht Politiker HOCHSTABLER, die eine unbegründete
Klimahysterie im Volk erzeugen, um die Steuern in Deutschland zu erhöhen?

Wäre jetzt nicht die Schlussfolgerung zu ziehen, Ministerposten nach fachlicher Kompetenz,statt nach partei - politischer Farbenlehre zu verteilen?
Warum schneiden sozialdemokratisch regierte Länder in der Pisa - Studie immer am schlechtesten ab?

Mit freundlichem Gruß
E. Humplik

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Humplik,

ich sehe nicht, dass es sich bei der Bekämpfung des Klimawandels um "Hochstapelei" handelt. Wie ich auch hier Herrn Maucher am 27.07.2010 ( http://www.abgeordnetenwatch.de/sigmar_gabriel-575-37578--f238622.html#q238622 ) bereits geantwortet habe, bin ich sicher, dass der Klimawandel vom Menschen verursacht ist. In diesem Punkt sind sich praktisch alle Klimaforscher und mittlerweile auch Politiker einig und dazu steht auch die SPD uneingeschränkt.

Um die weltweiten Klimaprobleme zu untersuchen, wurde 1988 vom Umweltprogramm der UNO (UNEP) und der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) der Zwischenstaatliche Ausschuss für Klimafragen (Intergovermental Panel on Climate Change - IPCC) gegründet. Das IPCC ist das einzigartige wissenschaftliche Gremium, in dem unter Beteiligung von Hunderten von Wissenschaftlern aus aller Welt die in der Fachliteratur veröffentlichten Forschungsergebnisse unter Angabe der Unsicherheiten und abweichenden Meinungen zusammengefasst, diskutiert und bewertet werden.

Die Erkenntnisse des IPCC belegen, dass die Erde sich erwärmt und diese Erwärmung seit Mitte des 20. Jahrhunderts "sehr wahrscheinlich" auf den so genannten Treibhauseffekt, der vom Menschen verursacht ist, zurückgeht. Es wurden sechs Szenarien berechnet. Im günstigsten Fall steigt die globale Durchschnittstemperatur bis 2100 um 1,8 Grad Celsius, im ungünstigsten Szenario sind es mehr als 4 Grad. Um katastrophale Klimaschäden, wie z.B. die unumkehrbare Desertifikation der iberischen Halbinsel zu verhindern, dürfte die globale Oberflächentemperatur bis 2100 um nicht mehr als 2 Grad über dem vorindustriellen Niveau liegen (bisher hat sich die Erde um 0,74 Grad erwärmt). Dazu müsste die Treibhaus-Konzentration unterhalb von 450 ppm stabilisiert werden.

Weltweit werden fünf von sechs Naturkatastrophen von Wetterextremen ausgelöst. Innerhalb von vier Jahrzehnten ist die Anzahl der großen Wetterkatastrophen um das Dreifache angestiegen, die entstandenen Schäden haben sich versechsfacht und die Schadenskosten für die Versicherer liegen um das 14-fache höher. Dabei spielt natürlich auch eine Rolle, dass immer mehr Menschen sich in immer mehr Großstädten und hochentwickelten Industrieregionen ballen, die zudem überwiegend in gefährdeten Gebieten, insbesondere entlang von Küsten, liegen. Der sprunghafte Anstieg lässt sich allein damit aber nicht erklären. Außerdem deuten sich zudem auch heute schon "leise" Klimawirkungen an, wie z.B. ein Trend hin zu größerer Sommer-Trockenheit im östlichen Deutschland.

Trotz dieser Ergebnisse und des internationalen Problembewusstseins, melden sich immer wieder so genannte "Klimaskeptiker" zu Wort. Diese stellen den Einfluss des Menschen auf Klimaänderungen in Frage oder spielen die Gefahren, die durch die Erderwärmung entstehen, herunter. Doch die Argumente der Zweifler werden von Klimatologen regelmäßig widerlegt.

Angesichts der Millionen Menschen, die heute schon unter dem Klimawandel leiden, wäre es verheerend, wenn die Politik auf die "Klimaskeptiker" hören würde und nichts unternehmen würde. Wenn die Politik warten würde, bis der allerletzte Zweifel und die letzte Detaildiskussion in der Wissenschaft ausdiskutiert werden würde, wäre es zu spät. Was wäre, wenn die "Klimaskeptiker" Unrecht hätten? Dann wäre es viel zu spät, um den Klimawandel abzuschwächen und der Klimawandel würde unsere Lebensgrundlagen und damit auch unseren Wohlstand und Sicherheit zerstören.

Angesichts der drohenden verheerenden Schäden für die soziale und natürliche Umwelt liegt es in der vorrangigsten Verantwortung der globalen und nationalen Umweltpolitik, unverzüglich wirksame Maßnahmen für den Klimaschutz und zur Reduktion der Treibhausgasemissionen zu ergreifen. Diese Maßnahmen haben wir zum großen Teil im Integrierten Energie und Klimapaket der Bundesregierung in der letzten Legislaturperiode umsetzen können. Und wir werden auch weiterhin für wirksame Klimaschutzmaßnahmen kämpfen. Das ist das, was die Menschen von der SPD zu Recht erwarten.

Sehr geehrter Herr Humplik, für mich ist Klimaschutz keine Hochstapelei, sondern eine unsere vorrangigsten Aufgaben, um die Welt auch für die nächsten Generationen zu erhalten.

Mit freundlichen Grüßen

Sigmar Gabriel