Frage an Siegfried Siegel von Anna L. bezüglich Wirtschaft
Fragen der Landesgruppe Sachsen-Anhalt des dbs (Deutscher Bundesverband der akademischen Sprachtherapeuten)
Sehr geehrter Herr Siegel,
was tun Sie als Politiker in Sachsen-Anhalt, dass die Vergütung für Sprachtherapie in Sachsen-Anhalt nach 20 Jahren endlich dem Durchschnittswert der Westbundesländer angeglichen wird? Unsere Existenzen in Sachsen-Anhalt sind ernsthaft bedroht!
1. Den Arbeitgebern ist es nicht möglich, ein angemessenes Gehalt für akademische Sprachtherapeuten zu zahlen.
2. Die Nebenkosten sind in den letzten Jahren gestiegen und befinden sich nun auf oder über Westniveau.
3. Die Kosten für Weiterbildungen, Diagnostikmaterialien, Fahrtkosten etc. sind in allen Bundesländern gleich hoch.
4. Diese extrem hohen Praxiskosten sind nur durch viele Behandlungen zu finanzieren. Um die Wirtschaftlichkeit in den Praxen zu gewährleisten, müssen die Sprachtherapeuten mindestens 10 Patienten pro Tag (d.h. 10h Therapie) behandeln.
5. Dies führen zu einem hohen Krankenstand von Sprachtherapeuten.
Uns dbs-Mitgliedern in Sachsen-Anhalt ist sehr wohl klar, dass die Praxen im Westen mit ähnlichen Problemen zu kämpfen haben wie wir. In Gesprächen wird aber immer wieder deutlich, dass nur einige Personen darüber genaue Kenntnis verfügen, wie wenig wir für eine Therapieeinheit erhalten. Genau AOK OST: 25,76€ für 45 Minuten Therapie (inbegriffen Vor-und Nachbereitungszeit von 15 Minuten). Dieser "Stundenlohn" kann einer akademischen Ausbildung nicht gerecht werden, zumal hiervon noch alle Kosten für die Praxis abgehen. Wie viel in € ist es der Gesellschaft, der Politik wert, das Sprechen, das Lesen, das Schreiben?
Wir möchten mehr Transparenz für unsere Situation in der breiten Öffentlichkeit. Die Inflation wird weiter voranschreiten, das bedeutet für uns in Zukunft 30h Therapie pro Tag?
Herr Siegel, mit welchen Mitteln können Sie uns helfen?
Ich bedanke mich im Voraus herzlich für Ihre Antwort.
Mit freundlichen Grüßen
Anna Littwin (Praxisinhaberin)
Sehr geehrte Frau Littwin,
auch wenn die Zuständigkeit für Ihre vorgetragene Problematik nicht in der Entscheidungskompetenz des Landes liegt, möchte ich Ihnen gern meine Meinung dazu mitteilen.
Selbstverständlich gilt auch für Ihre Berufsgruppe unser Grundsatz: "Gleiches Geld für gleiche Arbeit".
Im Rahmen der Selbstverwaltungsaufgaben werden die Vergütungssätze zwischen den Krankenkassen und Verbänden der Leistungserbringer ausgehandelt. Nach meiner Kenntnis gibt es zwischen den Verträgen mit den verschiedenen Krankenkassen erhebliche Unterschiede. Eine Einflussnahme ist hierbei lediglich über die Mitglieder in den Aufsichtsgremien der Vertragsparteien möglich.
Die Gesundheitspolitik des Bundes a la Rösler fördert einen unseligen Wettbewerb für alle Beteiligten. Und nur auf Bundesebene können bessere Rahmenbedingungen gesetzt werden. Hier könnte Sachsen-Anhalt über den Bundesrat Initiativen ergreifen.
Sofern ich die Möglichkeit dazu bekommen werde, kann ich mir gut vorstellen, mich für den Deutschen Bundesverband der akademischen Sprachtherapeuten einzusetzen.
Mit freundlichen Grüßen
Siegfried Siegel