Frage an Siegfried Schönfeld von Christiane B. bezüglich Gesundheit
Für welche gesundheitspolitischen Veränderungen werden sie sich einsetzen?
Antwort an Frau
Christiane Beckemeier
PatientInnen müssen in den Mittelpunkt einer jeden Gesundheitspolitik gestellt werden. Dabei muss berücksichtigt werden, dass sie keine homogene Gruppe sind, es kulturelle und soziale Unterschiede zwischen ihnen gibt. Alter, Geschlecht, Migrationshintergrund und Bildungsstand beeinflussen Einstellungen, Perspektiven, Wünsche und Bedürfnisse ebenso wie Art und Grad der Erkrankung. Zudem agieren sie in unterschiedlichen Rollen. So steht für Versicherte ein niedriger Beitragssatz im Vordergrund, Erkrankte hingegen haben ein Interesse an optimaler Versorgung. Patien-tInnen geraten immer häufiger in die Rolle von KundInnen, denen eine Vielzahl von zusätzlichen, selbst zu zahlenden Gesundheitsangeboten gemacht werden. Wenn wir von PatientInnen sprechen, meinen wir also immer auch Versicherte und KundInnen.
Unser Maßstab ist eine qualitativ hochwertige und bedarfsgerechte medizinische Versorgung für alle. Dabei müssen deren unterschiedliche Bedürfnisse, Einstellungen und Interessen berücksichtigt werden. Wir wollen zudem die Fähigkeit der PatientInnen stärken, gesundheitsbewusst und verantwortlich mit der eigenen Gesundheit und Krankheit umzugehen. Dies gewinnt besonders dort an Bedeutung, wo sie Entscheidungen allein treffen müssen und sie nicht immer auf die Neutralität der BehandlerInnen vertrauen können. Deswegen sind Informations- und Beratungsangebote - z.B. von der Stiftung Warentest, des Arbeitskreises Frauengesundheit oder der Leit-faden der Bundesärztekammer - hilfreich und unterstützenswert.
*Arzt-PatientInnen-Beziehung partnerschaftlich gestalten. *
Noch immer findet sich im heutigen Gesundheitswesen bisweilen ein hierarchisches Verständnis der Arzt-PatientInnen-Beziehungen. Danach weiß allein der Arzt / die Ärztin, was gut und richtig für die PatientInnen ist. Diese haben dabei lediglich den Therapieanweisungen des Arztes / der Ärztin zu folgen. So wird verhindert, dass die PatientInnen aktiv im Behandlungsgeschehen mitwirken und sich für ihre Gesundheit auch selbst verantwortlich fühlen. Nicht selten leidet darunter der Behandlungserfolg.
Dabei ist es unerlässlich, dass PatientInnen gemeinsam mit ihrem Arzt bzw. ihrer Ärztin Lösungen für eine für sie passende und bestmöglichste Behandlung suchen. Dazu gehört eine umfassende und ergebnisoffene Information, Beratung und Aufklärung durch die ÄrztInnen. Im Sinne eines partner-schaftlichen Austauschs zwischen ÄrztInnen und PatientInnen gehört zudem, dass durch die PatientInnen eingebrachte individuelle Informationen, Kompetenzen und Bedürfnisse in den Behandlungsprozess aktiv einbezogen werden. Ziel eines solchen partnerschaftlichen und auf gegenseitigen Respekt gründenden Aushandlungs- und Abwägungsprozesses ist eine gemeinsam getragene Entscheidung. So wünschen viele schwer erkrankte PatientInnen vor allem ärztliche oder pflegerische Fürsorge. Andere PatientInnen hingegen wollen auf der Grundlage sachgerechter Beratung eine souveräne Rolle im Behandlungsprozess einnehmen und diesen mit gestalten.
Auch zeitintensiven Formen der Beziehung zwischen ÄrztInnen und PatientInnen müssen als Qualitätsmerkmal in der Gesundheitsversorgung stärker verankert werden.
Siegfried Schönfeld