Sibylle Schulte
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Andreas K. •

Frage an Sibylle Schulte von Andreas K. bezüglich Wirtschaft

Sehr geehrte Frau Schulte,
wie stehen Sie zum Konzept des Sockelbergbaus bzw. Steinkohle-einschließenden Energiemixes?
Welche konkreten Vorteile bzw. Probleme sehen Sie? Welche Nachteile würden Sie akzeptieren, um die von Ihnen gewünschten Vorteile zu realisieren? Wie können Sie die Durchführung eines solchen Konzeptes unterstützen bzw. verhindern?

Mit freundlichen Grüßen,
Andreas Köhler

Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Köhler,

wie die Studie "Klima NRW 2020" belegt, ist es möglich, auch ohne den Neubau von Kohlekraftwerken den notwendigen Strom zu produzieren. Der notwendige Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung und die Erneuerbaren Energien sind in der Lage, die jetzt nicht mehr gebauten Kohlekraftwerke zu kompensieren, langfristig die Kohleverstromung sogar ganz zu ersetzen.

Niemand geht davon aus, dass in den nächsten 20 Jahren der gesamte Energiebedarf durch Erneuerbare Energien gedeckt werden kann, aber die schon existierenden Kohlekraftwerke reichen aus, um die Energie zu liefern, die neben der Energie aus KWK und Erneuerbaren noch benötigt wird.

Es ist durchaus möglich, bis Mitte des Jahrhunderts aus der Kohleverstromung
auszusteigen und Energie nur noch aus Erneuerbaren zu gewinnen, ohne dass es zu
Versorgungsengpässen kommen wird.

Die Landesregierung behauptet, dass durch die geplanten oder im Bau befindlichen Kohlekraftwerke in NRW ca. 30 Mio. Tonnen CO2 bis 2020 eingespart werden können. Diese Aussage ist rundweg falsch! Die sich zurzeit im Bau bzw. in der Planung befindlichen

Kohlekraftwerke werden die CO2-Emissionen insgesamt um 76,1 Mio. t pro Jahr erhöhen.

Wenn wirklich im Ausgleich, wie verbindlich zugesagt, alte Kraftwerke abgestellt werden, kommt es dennoch zu einer Erhöhung von 56,7 Mio. t pro Jahr. Selbst wenn noch zusätzlich die unverbindlichen Ankündigungen umgesetzt werden, besteht immer noch eine Zunahme von 29,4 Mio. Tonnen CO2 pro Jahr. Wenn jedoch, anstatt große Summen in neue Kraftwerke zu investieren, die bis weit über 2050 CO2 emittieren werden, die CO2-neutralen Erneuerbaren Energien ausgebaut und gefördert würden, wäre es möglich, nicht in den nächsten 20 Jahren, aber bis Mitte des Jahrhunderts die gesamte Energie aus Erneuerbaren zu gewinnen und alle Kohlekraftwerke abzuschalten. Es stimmt, dass wir uns auf Bundesebene dafür einsetzen, dass der Atomausstieg wie geplant weitergeht. In Nordrhein-Westfalen ist jedoch seit 15 Jahren schon kein AKW mehr am Netz, sodass die Energiegewinnung hauptsächlich über fossile Kraftwerke erfolgt. Niemand von uns geht davon aus, dass wir NRW in den nächsten 20 Jahren komplett mit erneuerbarem Strom versorgen werden, deshalb kann auch nicht von einem sofortigen Ausstieg aus der Kohle gesprochen werden. Wir wollen die aus Klimaschutzgründen notwendige Umstellung der Stromversorgung auf Erneuerbare Energien in den kommenden 40 Jahren bis 2050, sodass nach und nach - wie es der Ausbau der Erneuerbaren Energien erlaubt - Kohlekraftwerke vom Netz genommen werden können. Die Versorgungssicherheit wird hierdurch nicht beeinträchtigt werden, da sichergestellt wird, dass die Erneuerbaren Energien so ausgebaut werden, dass Kohlekraftwerke vom Netz genommen werden können.

Vielen Dank für Ihre Frage, gerne stehe ich für weitere Fragen und Anregungen zur Verfügung

Freundlicher Gruß

Sibylle Schulte