Frage an Sepp Dürr von Sandra R. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrter Herr Dr. Dürr,
es geht in meinem Schreiben um die Legalisierung von Cannabis.
Ihre Partei ist soweit ich das verfolgt habe nach wie vor für eine Legalisierung, ebenso wie die Linken sowie die Piratenpartei.
Jedoch merkt man davon weder auf Bundes- noch auf Landesebene sehr viel. Die Zulassung von THC-haltigen Medikamenten ist zugegebenermaßen ein erster kleiner Schritt, in der Praxis ist es jedoch leider wenig relevant.
Gerade in Bayern wird man als Konsument unverhältnismäßig stark bestraft. (Geldstrafen, Führerscheinentzug, kostenspielige regelmäßige Nachweise (Urinproben) wegen lächerlich geringen Mengen (unter 6 Gramm, teilweise unter 1 Gramm), ebenso wie Hausdurchsuchungen wegen Hinweisen aus der feindlichen Nachbarschaft sind keine Seltenheit)
Sehen Sie hier die Möglichkeit, dass sich das in naher Zukunft ändern wird? Wie stehen Sie dazu?
Ich sehe Cannabis nicht als Einstiegsdroge, da Heroinabhängige zwar unter Umständen vorher Gras konsumiert haben, aber eben auch Alkohol oder auch ganz banal: Brot.
In künstlichem THC wie es in Modedrogen (die teilweise sogar legal sind) verwendet wird, sehe ich ein wesentlich größeres Gefahrenpotential als in dem Naturprodukt.
In diesem Zuge bin ich auch für die Legalisierung des Eigenanbaus, da damit zum einen die Naturbelassenheit gewährleistet ist (kein Strecken mit gesundheitsschädlichen Stoffen durch Dealer oder Produzenten), zum anderen entfällt der Kontakt mit fragwürdigen Gestalten (Schwarzmarkt), und somit wird auch der Kontakt zu anderen Substanzen verringert.
Ein netter Nebeneffekt von einer kontrollierten Abgabe wäre auch noch, dass dadurch Geld in die Staatskasse kommen kann.
Ich freue mich auf Ihre Stellungsnahme.
Sandra Ritter
Sehr geehrte Frau Ritter,
ich bin für die Entkriminalisierung des Besitzes und Anbaus von Cannabis zum Eigengebrauch. Das von der CSU in Bayern durchgesetzte repressive Vorgehen gegen KonsumentInnen von Cannabis ist eindeutig kontraproduktiv. Das zeigen alle einschlägigen Untersuchungen: Die Kriminalisierung führt häufig zu sozialer Ausgrenzung wie z.B. dem Verlust des Arbeitsplatzes oder des Führerscheins. Betroffen davon sind vor allem junge KonsumentInnen, die gelegentlich Cannabis probieren. Außerdem wird durch die Illegalisierung der Schwarzmarkt gefördert. Einher gehen damit erhebliche gesundheitliche Risiken für die NutzerInnen von Cannabis. So werden nicht selten auf dem Schwarzmarkt angebotenen Cannabisprodukten gesundheitsschädliche Stoffe wie Blei und Glas zugesetzt, um das Gewicht zu erhöhen. Statt auf Repression setzen wir auf Prävention, mit dem Ziel der Reduzierung des riskanten Cannabisgebrauchs bei der zwar kleinen, aber besonders von Gesundheitsrisiken betroffenen Gruppe von starken und täglichen Cannabis-KonsumentInnen. Dazu haben die Grünen im Bundestag in den letzten Jahren immer wieder Initiativen ergriffen, so im Januar 2009, leider ohne Erfolg. Ebenso für den leichteren Zugang zu medizinischem Cannabis für alle betroffenen Patientinnen und Patienten, den Sie in Ihrer Mail ansprechen. So müssen diese die Kosten, die monatlich bis zu 1.500 € ausmachen, nach der jetzt gültigen Regelung selbst tragen. Aber wir werden hier nicht locker lassen. Die nächste Gelegenheit bietet ein Regierungswechsel 2013.
Mit freundlichen Grüßen
Sepp Dürr