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Frage von Jürgen P. •

Frage an Sebastian Merkens von Jürgen P. bezüglich Jugend

Wenn man die unterschiedliche Entwicklung von Jungen und Mädchen im Kindesalter betrachtet, nach welchem Schuljahr sollte man die Auswahl für den Besuch des Gymnasiums treffen ? Wie könnte man den Anteil von Kindern aus Arbeiterfamilien und finanziell minderbemittelten Familien entsprechend der Bevölkerungszusammensetzung in den Gymnasien erhöhen ? Die meisten Gymnasiasten (>80%) entstammen wohlhabenden oder intellektuellen Familien. Finden Sie es richtig, dass Jungen von 0 bis 10 Jahren fast ausschließlich von Frauen erzogen werden ? Die meisten Abiturienten wollen Jura, Medizin, Tiermedizin und Betriebswirtschaft studieren, also Fächer, die keinen direkten Beitrag zur wissenschaftlichen und technischen Weiterentwicklung leisten. In Deutschland fehlen Ingenieure und Naturwissenschaftler. Woran könnte das liegen (s. erster Satz oben) ? Was halten Sie von der Einführung eines einheitlichen Schulsystems in allen Bundesländern ?

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Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrter Herr P.,

spannende Fragen, die Sie da aufgeworfen haben. Wenn Sie das Wahlprogramm der Linken gelesen haben - Punkt VIII Gute Bildung. Für alle- werden Sie feststellen können, dass wir eine Gemeinschaftsschule für Alle bevorzugen und anstreben. Somit entfällt die Notwendigkeit Menschen ab einem gewissen Alter in verschiedene Schulformen zu selektieren. Gestatten Sie mir die persönliche Anmerkung, dass ich es für pädagogisch völlig unmöglich halte zu einem festen Zeitpunkt eine derart weitreichende Entscheidung für einen anderen Menschen treffen zu können. Dafür ist die individuelle Realität zu unterschiedlich und zu vielen Einflussfaktoren ausgesetzt. Und am Ende verschwenden wir mit dieser Zwangssituation viele Talente und Leidenschaften, die wir an anderer Stelle als Gesellschaft so dringend nötig haben.

Durch unsere Idee einer Gemeinschaftsschule wollen wir ebenfalls eine soziale Durchmischung der Lernorte erreichen. Bildung ist ein Menschenrecht und darf nicht abhängig sein von den finanziellen oder sozialen Möglichkeiten eines Familiennetzwerkes. Letztendlich ist eine gute und freie Bildung Garant für unser demokratisches System, welches mündiger Bürger bedarf.

Auf Landes - und Bundesebene stehen wir als Partei für die Abschaffung des sogenannten Kooperationsverbotes und die Definition gemeinsamer Standards. Wir wollen damit erreichen, dass Menschen in ihrer Freiheit nicht behindert werden, weil die Bedingungen der unterschiedlichen Bundesländer nur schwer miteinander vereinbar sind.

Lassen Sie mich als letztes noch sagen, dass ich Geschlecht nicht für ein Auschlusskriterium halte, um Menschen erziehen und bilden zu können. Es bedarf allerdings eines viel stärkeren gesellschaftlichen Diskurses über Geschlechtsidentitäten, Rollenbilder und Fragen der Gleichberechtigung. Dieser Prozess scheint noch lange nicht abgeschlossen zu sein und muss dringend, besonders medial, durch wissenschaftliche Erkenntnisse versachlicht werden.
Ich hoffe, ich habe einen Teil Ihrer Fragen beantworten können, ansonsten freue ich mich auf direktere Formen, vielleicht bei uns im Büro.

Mit freundlichen Grüßen

Sebastian Merkens