Frage an Sascha Clucas von Dietmar J. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Sehr geehrter Herr Clucas,
wie ich ihren Antworten beim Kandidaten-Check entnehmen konnte, setzen Sie sich auf der einen Seite für eine Einstellungsquote für Frauen ein, auf der anderen Seite argumentieren Sie, dass eine sollche Quote für Bürger mit Migrationshintergrund nicht zielführend ist. Finden Sie nicht, das sich dies widerspricht und eventuell diskriminierend für eine der beiden Bevölkerungsgruppen ist?
Und warum sollten nur bei Migranten vorrangig die Ursachen (Integrationsprobleme, wobei da noch die Frage ist wer diese eigentlich hat) behandelt werden und bei Frauen nur die Symptome (wir haben zuwenig Frauen in der Spitze, warum ist egal) ?
Wäre es dann nicht besser keine Quote für niemanden und gleiche Chancen für alle aufzubauen?
Ich bin gespannt auf ihre Antwort.
Hallo Herr Jaster,
ich gebe Ihnen Recht, dass die Befürwortung der Frauenquote und die Ablehnung einer MigrantInnenquote begründungsbedürftig sind und erstmal widersprüchlich erscheinen.
Nachdem freiwillige Selbstverpflichtungen der Wirtschaft, die Anzahl der Frauen in den Unternehmen in allen Ebenen zu erhöhen, in der Vergangenheit keine wirklichen Fortschritte gebracht haben, ist es an der Zeit den nächsten Schritt zu gehen, wenn wir in 10 Jahren nicht erneut die Wirkungslosigkeit der Selbstverpflichtungen feststellen wollen.
Mit einer Frauenquote haben wir bei den Bündnisgrünen im übrigen gute Erfahrungen gemacht.
Die Frauenquote die ich befürworte ist keine allgemeine Frauenquote im gesamten Arbeitsmarkt. Vielmehr geht es (momentan) um eine Frauenquote in den Spitzen der Unternehmen, da die Anzahl der Frauen dort weitaus geringer ist als ihr Anteil in den Gesamtunternehmen und dies auch nicht an vermeintlich fehlender Qualifikation oder Karrierewillen der Frauen liegt.
Wünschwert wäre natürlich, dass man auf jegliche Quoten verzichten könnte, da es auch immer negative Effekte gibt, aber insofern alle anderen Bestrebungen Chancengleichheit herzustellen gescheitert sind, ist sie die ultima ratio.
Weiterhin gibt auch "technische" Unterschiede zwischen beiden Quoten:
Während die Verteilung der Mermale Mann/Frau statistisch relativ einfach feststellbar und zudem über die Zeit relativ konstant ist (Inwieweit die Festlegung auf eine dichtotome Geschlechtlichkeit männlich/weiblich überhaupt sinvoll ist, möchte ich hier nicht näher eingehen) ist dies bei einer MigrantInnenquote schon sehr viel schwieriger.
Wer ist MigrantIn? Zuwanderer der ersten, zweiten, dritten, ... Generation? Mit oder ohne Deutschem Pass? Soll eine zugezogene Österreicherin über die MigrantInnenquote genauso gefördert werden wie eine zugezogene Irakerin?
Auf diese Fragen kann man begründet viele unterschiedliche Antworten finden, weshalb es schon schwierig erscheint hier einen Konsens zu erzielen, wer überhaupt in welchem Ausmaß gefördert werden soll.
Wenn man konsequent ist müsste man dann nicht als BefürworterIn einer MigrantInnenquote gleichermaßen eine Quote für Homo- oder Transsexuelle, Ältere, oder Behinderte einführen, die auch am Arbeitsmarkt benachteiligt werden?
Sollten die Bemühungen die Diskriminierung von MigrantInnen auf dem Arbeitsmarkt zu bekämpfen nicht erfolgreich sein, ist eine Quotenregelung in der Zukunft erneut zu diskutieren.
Mit freundlichen Grüßen
Sascha Clucas