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Sahra Wagenknecht
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Frage von Michael G. •

Wie stehen Sie dazu, dass durch "just in time" vor allem den (Auto-) Konzernen die Teile ausgehen/fehlen und der Staat Millionen an Kurzarbeitergeld an die Mitarbeiter bezahlt?

Sehr geehrte Frau Wagenknecht,
meiner Meinung nach sind dies (siehe meine Frage) schwerwiegende Verfehlungen bezüglich des wirtschaftlichen Handeln auf Kosten des Staates, wie kann dies sein? Wollen sie dagegen etwas unternehmen? Wenn ja, was?
Danke Ihnen

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr G.

ich teile Ihre Ansicht, dass die „just-in-time“- Produktion, bei der Konzerne versuchen, die Kosten für Lagerhaltung zu sparen, sehr anfällig ist für Störungen in der Lieferkette und damit zu unnötigen Produktionsausfällen und entsprechenden Folgekosten auch für Steuerzahler führt. Verschärft wird dieses Problem durch das Outsourcing von immer mehr Arbeitsschritten an Sub- und Sub-Sub-Unternehmen, was zu immer komplexeren globalen Lieferketten und vielen sozialen und ökologischen Problemen führt. Die „just-in-time“-Produktion ist aus meiner Sicht Ausdruck einer fehlgeleiteten Orientierung auf kurzfristigen Profit statt auf nachhaltige Wertschöpfung, Innovation und Beschäftigung. Ich setze mich ein für eine Politik, die lokale und regionale Wertschöpfungsketten fördert und das Outsourcing eindämmt. Ich kämpfe dafür, dass die Auslagerung von Produktionsschritten an die Zustimmung von Beschäftigten bzw. Betriebsräten geknüpft wird und Konzerne dazu verpflichtet werden, die Einhaltung von Menschenrechten über die komplette Liefer- und Wertschöpfungskette zu garantieren. Ich mache mich stark für neue Formen des Leistungseigentums, bei der das Kapital der Firma und die Firma sich selbst gehört (Zu den Details vgl:  Für eine echte Leistungsgesellschaft - bpö (blog-bpoe.com))

Mit einer solchen Eigentumsform würden die Manager wieder den langfristigen Unternehmenserfolg in den Mittelpunkt stellen, statt das Unternehmen auf kurzfristige Rendite zu trimmen. An die Stelle einer kurzsichtigen „just-in-time“-Produktion würde dann eine Unternehmenspolitik treten, die eine vernünftige Lagerhaltung betreibt statt die Lagerkosten buchstäblich „auf die Straße“ zu verlagern.

Mit freundlichen Grüßen

Sahra Wagenknecht

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