Warum relativieren Sie in Ihren Fernsehauftritten den brutalen Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine?
Sehr geehrte Frau S.,
ich relativiere den Angriff nicht, sondern verurteile ihn. Allerdings denke ich, dass moralische Empörung uns nicht weiterhilft, wenn es darum geht, den Krieg zu beenden. Verbrecherische Kriege, bei denen es um Großmacht-Ambitionen und Einflusssphären geht, sind leider nichts Neues auf dieser Welt. Der Ukraine-Krieg ist durch nichts zu rechtfertigen, aber er wäre vermeidbar gewesen. Die Mitverantwortung des Westens zu benennen, sollte kein Tabu sein. Selbst der Papst hat darauf hingewiesen, dass das „Bellen der Nato an Russlands Tür“ für den Ausbruch des Krieges mitverantwortlich war. Um Kriege und die dahinterliegenden Konflikte zu lösen, muss man sich mit den Interessen und Sichtweisen aller Konfliktbeteiligten beschäftigen, sonst wird man keine tragfähigen Kompromisse finden können.
Mit freundlichen Grüßen
Sahra Wagenknecht