Liebe Sahra Wagenknecht, würden Sie die Gründung einer neuen linkssozialistischen Partei als Alternative zu den von Ihnen kritisierten Politik-Positionen in Erwägung ziehen? Herzliche Grüße Jens Ruge
Liebe Sahra Wagenknecht,
Ihre Veröffentlichungen - als Diskussionsbeiträge oder in Buchform - haben viel in Bewegung gesetzt. "Heimatlose Linke" wie mich, die schon fast die Hoffnung aufgegeben hatten, haben nun endlich wieder Mut geschöpft. Und Hoffnung, dass es einen Weg aus dem "linken Dilemma" geben kann, Hoffnung, dass "links" wieder das bedeutet, was es schon seit 150 und mehr Jahren bedeutet: Kampf um soziale Gerechtigkeit und richtig verstandene, auch internationale, Solidarität mit Ausgegrenzten und Unterdrückten.
Ich glaube fast, dass es gar nicht mehr anders geht, als mit einer neuen linken Partei, die all das wieder "auf die Füße" stellt. Die Linke als eine zweite grüne Partei oder Ähnliches ist überflüssig, da reicht das Original aus.
Übrigens, da Linke leider manchmal eine etwas verengte Sicht auf die Geschichte haben: Linke gab es u.a. schon vor 700 Jahren, siehe hier: www.wizlaw.de . Oder wie Gregor Gysi gern sagt: "Man muss nicht arm sein, um gegen Armut zu sein."
Lieber Jens R.,
ich freue mich, dass Sie mein Buch mit Gewinn gelesen haben und danke Ihnen für die positive Rückmeldung. Ich habe das Buch geschrieben, um einen Beitrag zu der, wie ich finde, überaus notwendigen Diskussion darüber zu leisten, in welchem Land wir leben wollen und wie es kommt, dass linke Parteien immer weniger Rückhalt in der Bevölkerung finden, obwohl wesentliche ihrer Forderungen von einer deutlich Mehrheit unterstützt werden. Als Mitglied und Spitzenkandidatin der LINKEN in NRW bei der anstehenden Bundestagswahl würde ich mich natürlich sehr freuen, wenn meine Ansichten starken Rückhalt in meiner Partei bekämen und setze mich dafür ein, dass die Punkte, die ich anspreche, in der öffentlichen Darstellung der Partei und ihrer Außenkommunikation eine größere Rolle spielen. Ich bin davon überzeugt, dass eine Rückbesinnung darauf, welches die entscheidenden Themen für die Linke sind und wie diese adressiert werden müssen, um die Menschen zu erreichen, zentral ist, um wieder einen größeren Rückhalt in der Bevölkerung zu gewinnen. Denn, wie Sie schreiben: Niemand braucht eine zweite grüne Partei. Was jedoch dringend gebraucht wird, ist eine Partei, die sich konsequent für soziale Gerechtigkeit und eine friedliche Außenpolitik einsetzt. Dafür hat sich DIE LINKE gegründet und dies muss im Zentrum ihrer Politik stehen.
Mit freundlichen Grüßen
Sahra Wagenknecht