Ist die Errichtung eines demokratischen Sozialismus als Alternative zum kapitalistischen System für Sie realistisch? Was tun Sie real für Völker, die sich jetzt von ihren Diktaturen befreien wollen?

Sehr geehrter Herr S.,

wie Umfragen zeigen, gibt es eine wachsende Skepsis, ob das kapitalistische System tatsächlich geeignet ist, die vielfältigen existenziellen globalen Probleme bestmöglich zu bewältigen. Diese Skepsis ist  berechtigt, denn ein System, das auf Profitmaximierung ausgerichtet ist, steht zwangsläufig im Konflikt mit begrenzten Ressourcen, der Schaffung fairer Arbeitsbedingungen und einer nachhaltigen Klima- und Umweltpolitik. Es geht dabei nicht um utopische Visionen, sondern darum, wie sich eine Politik gestalten lässt, die auch im Interesse der Menschen in diesem Land ist. So ist es kein selbstloser Altruismus, sich für eine gerechtere Weltwirtschaft einzusetzen. Wer gute Lebensbedingungen hat, verlässt kaum seine Heimat. Die Schaffung gerechter Wirtschaftsbeziehungen, Armutsbekämpfung und Bildung sind auch wichtige Bausteine für die Stärkung demokratischer Strukturen und erheblich sinnvoller, als mit Waffenexporten und kriegerischen Mitteln daran zu arbeiten, unliebsame Regime zu beseitigen.

Was Ihre Fragen zu Putin und dem Ukraine-Krieg betrifft, so halte ich es für entscheidend, dass es endlich zu Verhandlungen kommt, um den grauenhaften Krieg zu beenden und daran zu arbeiten, eine dauerhafte friedliche Lösung zu finden, die von beiden Seiten akzeptiert wird und Bestand hat.

Mit freundlichen Grüßen

Sahra Wagenknecht