Frage an Sahra Wagenknecht von Benjamin R. bezüglich Recht
Sehr geehrte Frau Wagenknecht,
warum haben Sie letzte Woche gegen die Abschaffung des menschenunwürdigen und diskriminierenden Transsexuellengesetzes gestimmt?
Sehr geehrter Herr R.,
ich habe – wie auch die SPD, Union und einige andere Abgeordnete der Linken - den Gesetzentwürfen der FDP und der Grünen zur Änderung des TSG nicht zugestimmt, da sie mich nicht überzeugt haben. Dies bedeutet nicht, dass ich keinen Änderungsbedarf am jetzigen Gesetz bzw. der damit verbundenen Praxis sehe.
Ich trete dafür ein, dass Betroffene für das Unrecht, das ihnen durch Zwangssterilisationen angetan wurde, entschädigt werden. Deshalb habe ich dem Antrag der Fraktion DIE LINKE zu diesem Thema zugestimmt.
Die in den Anträgen von FDP und Grünen vorgeschlagene Lösung, dass durch bloße Selbstauskunft Personenstand und Vornamen auf dem Standesamt unbürokratisch geändert werden können, scheint mir aber extrem anfällig für Missbrauch (u.a. auch im Leistungssport) – gerade in Verbindung mit Paragrafen, die es bei Strafe untersagen, das frühere Geschlecht oder den früheren Namen der entsprechenden Person zu offenbaren oder zu erforschen.
Das Recht auf Selbstbestimmung sollte gestärkt werden – aber es bedarf nach meiner Meinung auch einer gewissen Kontrolle und sinnvollen Altersgrenze. Das Recht etwa, chirurgische oder hormonelle Eingriffe ohne Zustimmung der Eltern schon ab 14 Jahren vornehmen zu lassen, erscheint mir verfrüht, da Menschen mitten in der Pubertät noch in der Identitätsfindung sind und die Konsequenzen ihrer Entscheidung oft nicht genau abschätzen können. Das zeigen ja auch die inzwischen öffentlich bekannten Fälle, in denen Menschen ihre Entscheidung bereuen und wieder rückgängig machen wollen.
Mit freundlichen Grüßen
Sahra Wagenknecht