Frage an Sahra Wagenknecht von Rudolf M. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Sehr geehrte Frau Wagenknecht,
In der Mitteilung der Kommission vom 5. Februar 2003 - Die Rolle der Universitäten im Europa des Wissens - wird mit Recht gesagt, dass die Zusammenarbeit zwischen den Universitäten und der Wirtschaft intensiviert werden und stärker auf Innovationen, und, allgemeiner, den Wissenstransfer ausgerichtet werden muss. Durch die Mitteilung vom 13. September 2006 wird diese Zielsetzung erneut bekräftigt.
Leider sieht die Praxis in vielen Bereichen (noch) anders aus. Dazu ein immanent wichtiges Beispiel.
Einerseits spielt im Kampf um Wettbewerbsvorteile die innovative Forschung bei den Unternehmen eine immer wichtigere Rolle. Die dazu notwendige Forschung unterliegt dort aber aus marktwirtschaftlichen Gründen einer hohen Geheimnisstufe. Die Veröffentlichung der Ergebnisse wird meistens nicht vor Ablauf einer Zeitperiode von mindestens 5 Jahren freigegeben.
Andererseits werden Universitätsstudenten, die im Sinne der obigen Zielsetzungen der EU eine Praxisnahe Qualifizierung in Rahmen von Praktiken und Diplomarbeiten in der Wirtschaft suchen, durch die meisten deutschen Universitäten gezwungen ihre Arbeiten nach höchstens 2 Jahren für die Veröffentlichung freizugeben. Gerade die notwendige, auf Innovation gerichtete Qualifizierung und Wissenstransfer, wird so durch die Universitäten vereitelt. Dadurch, dass die Universitäten immer stärker auf die Akquisition von durch die Wirtschaft finanzierten eigenen Forschungsaufträgen angewiesen sind, wird diese Art der zukunftsträchtigen, studentischen Forschung sogar durch zusätzliche Barrieren bewusst erschwert. Nicht selten müssen Studenten für in der Praxis erarbeiteten Diplomarbeiten noch vierstellige „Betreuungs“gelder an die Professoren zahlen, oder es werden für die angebliche Betreuung Rahmenbedingungen gesetzt die durch die Wirtschaft kaum zu verwirklichen sind.
Mich würde interessieren wie Ihre Meinung zu dieser Praxis ist und was dagegen zu unternehmen wäre.