Frage an Sahra Wagenknecht von Martin K. bezüglich Wirtschaft
Frau Wagenknecht
Ich würde Sie gern fragen, warum Sie sich in den politischen Talkrunden häufig so verdeckt bis defensiv Verhalten. Ich verfolge hin und wieder Ihre Reden im Bundestag. Dort bringen Sie die Dinge meist genau auf den Punkt und das auch auf eine berechtigt aggressive Art und Weise. (Letzteres war nicht als Kritik an Ihre Rhetorik gemeint)
Ich kann es natürlich verstehen, dass Sie sich in einer Talkshow bedeutend freundlicher verhalten als im Bundestag. Aber ich finde, dass Sie dort besonders solche Themen wie die Euro-Krise oder die gesamte internationale Kritik an den deutschen Exportüberschüssen viel wenig und zu indirekt zur Ausspache bringen.
Auch dass der europäische Rechtsruck von der Deutschen Regierung mit neoliberalen Politik verschuldet worden ist, kommt viel zu wenig zur Geltung.
Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie in Zukunft in den Talkshows mehr Klartext sprechen würden. Denn das können Sie nämlich. Ansonsten bleibe ich weitehin ein aktives Mitglied Ihrer Team-Sahra-Kampagne.
PS: Beim Thema Klartext könnte Ihnen vielleicht ein Gedicht von mir etwas helfen. Es würde mich natülich sehr freuen, falls es in Ihren Reden oder Publikationen Verwendung finden würde.
Der Grieche meldet
Wir sinken über Bug!!!
Vergeblich flickt man das Leck.
Der Deutsche gibt sich klug,
Denn er steht weit weg am Heck.
Das Schiff versinkt in tiefer Not,
Dennoch bleibt der Deutsche heiter.
Denn er hat noch reichlich Brot
Und die Band spielt fröhlich weiter.
Der Deutsche will noch höher steigen,
Es lässt sich nicht mehr vermeiden.
Er wird uns in die Tiefe reißen,
Darum kann ihn niemand leiden.
Mit freundlichen Grüßen
M. K.
Sehr geehrter Herr K.,
vielen Dank für Ihre Nachricht und das Gedicht.
Der Auftritt in den Talk-Shows ist oft eine Gradwanderung zwischen einem offensiven Auftreten für die eigenen Überzeugungen und einer notwendigen Selbstkontrolle, um dabei nicht unsympathisch zu wirken.
Was die EU-Krise betrifft, so denke ich schon, dass ich meine Argumente immer sehr direkt vertrete. Gerade habe ich mich zu den Vorschlägen von EU-Kommissionschef Juncker geäußert: "Der Vorschlag, weitere Länder, die sich ökonomisch auf einem ganz anderen Entwicklungsniveau befinden, in die Währungsunion hinein zu holen, zeugt von ökonomischem Unverstand oder Hörigkeit gegenüber den Wünschen deutscher Exportkonzerne." ( http://www.n-tv.de/politik/Wagenknecht-kritisiert-Junckers-Euro-Ideen-article20031755.html )
Ich gebe Ihnen Recht, dass der Rechtsruck in Europa maßgeblich durch die neoliberale Politik der deutschen Regierung verschuldet wurde. Die Agenda-2010-Politik innerhalb eines gemeinsamen Währungsraumes hat ein extremes Lohndumping zur Folge, das die Ungleichgewichte in Europa und die Arbeitslosenraten in den Defizitländern stark vergrößert haben.
Lassen Sie uns gemeinsam weiter für ein soziales Europa kämpfen. Ein gutes Ergebnis für DIE LINKE am 24.9. ist dafür ein starkes Signal!
Mit freundlichen Grüßen
Sahra Wagenknecht