Frage an Sahra Wagenknecht von Thomas de B. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Sehr geehrte Frau Wagenknecht,
laut einem Artikel der FAZ, die sich auf Quellen der Bundesagentur und des Institutes für Arbeitsmarkt und Berufsforschung beruft, ist ein Alter ab 50 Jahre ein größeres Hemmnis eine Arbeit zu finden als Nichtbeherrschung der deutschen Sprache oder eine Schwerbehinderung. Eine Aussage, die ich durch Erfahrungen in meinem Bekanntenkreis nur bestätigen kann.
Die Wirtschaft bietet über 50-jährigen nach einem Verlust des Arbeitsplatzes kaum eine Möglichkeit ohne Hartz-4 Bezug und damit auf Kosten der Allgemeinheit zu überleben - besteht aber auf ein Renteneintrittsalter ab 67 oder höher.
Vor dem Hintergrund, daß eine immer größere Anzahl der geburtenstarken Jahrgänge die Altersgrenze 50 überschreitet, ist eine Lösung der Altersdiskriminierung am Arbeitsmarkt ein nicht unbedeutendes politisches Thema.
Meine Frage an Sie ist:
Wie will Ihre Partei diesen Mißstand beheben und die Wirtschaft veranlassen, über 50-jährigen Arbeitsplätze zu bieten?
Mit freundlichen Grüßen
Thomas de Buhr
Sehr geehrter Herr de Buhr,
Arbeitslosigkeit ist nach wie vor ein drängendes Problem in Deutschland. Offiziell stieg die Arbeitslosigkeit im Monat Juli auf 2,91 Millionen, tatsächlich aber - also ohne statistische Tricksereien - liegt sie bei 3,76 Millionen. Dass über 50-jährige Arbeitslose faktisch kaum noch Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben, ist zusätzlich diskriminierend. Ich stimme Ihrer Analyse daher vollkommen zu und kann auch den Frust vieler über 50-Jähriger verstehen, wenn sie sich den Schikanen und der unfairen Behandlung in den Jobcentern aussetzen müssen.
Die LINKE hat sich zum Ziel gesetzt, die Massenerwerbslosigkeit zu überwinden. Davon würden gerade auch die über 50-jährigen Erwerbslosen profitieren, da sie - wie Sie bereits beschrieben haben - auf dem Arbeitsmarkt einem besonders massiven Druck unterliegen. Um dieses Ziel zu erreichen, ist die Ausweitung des öffentlichen Dienstes, die Durchsetzung eines flächendeckenden gesetzlichen Zehn-Euro-Mindestlohnes, der Kampf gegen Lohndumping, untertarifliche Bezahlung und schlechte Arbeitsbedingungen sowie die erhebliche Verkürzung der Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich, um die vorhandene Arbeit gerechter zu verteilen, besonders wichtig. Außerdem ist ein Zukunftsinvestitionsprogramm in Höhe von 100 Milliarden Euro aufzulegen, mit dem gezielt in Arbeitsplätze investiert und der sozial-ökologische Umbau der Arbeitswelt eingeleitet wird. Diese Maßnahmen müssten begleitet werden von einer generellen Verbesserung der sozialen Absicherung im Falle der Erwerbslosigkeit. Dazu gehört insbesondere auch die Ersetzung des Hartz-IV-Systems durch eine existenzsichernde und sanktionsfreie Arbeitslosenversicherung.
Für weitere Informationen zu Forderungen und Vorschlägen der LINKEN möchte ich Ihnen unser Wahlprogramm empfehlen, das Sie hier finden: http://www.die-linke.de/wahlen/wahlprogramm/wahlprogramm/.
Mit freundlichen Grüßen
Sahra Wagenknecht