Frage an Sahra Wagenknecht von Robert K. bezüglich Finanzen
Liebe Frau Wagenknecht,
Ich glaube das in Teilen ihrer Partei die größte Volkswirtschaftliche Kompetenz des Bundestages zu finden ist, nein falsch, die größte Ehrlichkeit über die Finanz und Wirtschaftsfragen, denn das die anderen alle nur dumm sind glaube ich nicht... Sie kennen die Diskussion um Geldsystem und Wirtschaftswachstum. Auch ich bin der Überzeugung das ein Gesamtwirtschaftliches Wachstum allein der mittelfristigen Stabilisierung unseres verzinsten Schuldgeldsystems dient.
Dennoch grenzt sich weder die LINKE noch der Rest der Sozialisten in Europa von der Wachstumsidee ab. Rein Physioökonomisch bin ich der Überzeugung wir bräuchten eine deutliche Verkleinerung des Wirtschaftsvolumens als Ausdruck von Effizienzsteigerung, Recycling und Nachhaltigkeit. Viele Produktions- und Wirtschaftszweige, welche infolge des aktuellen Systems künstlich aufgebläht wurden könnten durch eine entsprechende Förderung der genannten Dinge überflüssig werden. Sinnvoll auch in Anbetracht fast komplett ausgebeuteter Ressourcen, Umweltzerstörung, Rohstoffkriegen und Armut durch Schuldgeld.
Wie stehen sie zum Thema Wachstum und Geldsystem? Ich habe wenig konkrete Äußerungen von ihnen gehört welche ein "intelligentes Wachstum" befürworten. Stimmt das? Was soll das sein? Für mich ist gesamtwirtschaftliches Wachstum egal in welcher Form überflüssig. Wohlstand und Fortschritt kann auch ohne die Wirtschaft wachsen. Neues wächst in gleichem Maße wie Altes schrumpft. Dann hätten wir einen gesunden Kreislauf. So wie alles was auf diesem Planeten länger bestand hatte. Bedenken Sie, die Evolution hat es geschafft aus einem Einzeller einen Menschen zu machen und das, ohne das irgendetwas in den Himmel gewachsen wäre.
Da das Geldsystem nun sowieso bald den Geist aufgibt, sollten wir die Gelegenheit nicht nutzen und auch mit dem Wachstum aufräumen?
Vielen Dank für Ihre Antwort, ich bin gespannt!
Viele Grüße
Robert Kenner
Lieber Herr Kenner,
vielen Dank für Ihre freundlichen Worte.
Das dem Kapitalismus innewohnende extensive Wachstumsbestreben hat verheerende Konsequenzen. Es hat der Bevölkerungsmehrheit keine sozialen Verbesserungen gebracht, es ist innovations- und technologiefeindlich und trägt erheblich zur Zerstörung der Umwelt bei. Die Lösung kann meines Erachtens allerdings nicht in einem Verzicht auf jedes Wachstum bestehen. Vielmehr muss es in einem sozial-ökologischen Umbau u.a. darum gehen, die Wirtschaft auf die Produktion qualitativ höherwertiger Waren umzuorientieren und den Ressourcenverbrauch spürbar zu senken.
Wie man aus der renditefixierten Wachstumslogik herausbrechen kann und wie ich mir einen alternativen Wachstumspfad in Grundzügen vorstelle, habe ich in meinem Buch „Freiheit statt Kapitalismus“ umrissen. Die Debatte zu diesem Thema ist hochinteressant und wird uns, da sie ja auch für die Zukunft von großer Bedeutung ist, sicher noch lange beschäftigen.
Viele Grüße
Sahra Wagenknecht