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Sahra Wagenknecht
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Frage von randy s. •

Frage an Sahra Wagenknecht von randy s. bezüglich Soziale Sicherung

Sehr geehrte Frau Wagenknecht,

alles "Gute" kommt aus Amerika. Wie stehen Sie persönlich zur Amerikanisierung deutscher Unternehmen - also z.B. amerikanischen Management-Methoden? Nützen diese nicht in erster Linie nur dem Profit des Unternehmers und weniger dem Angestellten?

Wie wollen Sie von den Linken dem Bürger die Angst vor der Zukunft in Zeiten der Globalisierung und Schnelllebigkeit am Arbeitsplatz nehmen? Welche Rezepte haben Sie dafür?

Viele Grüße

randy scholz

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Antwort von
BSW

Sehr geehrter Herr Scholz,

vielen Dank für Ihre Frage.

Man muss sich genau anschauen, um welche Management-Methode es sich im konkreten Fall handelt - manche lassen den Beschäftigten etwas mehr Freiraum, andere belasten sie extrem. Gemeinsam haben sie aber in der Regel das Bestreben, zur Profitmehrung des Unternehmens beizutragen. Die Shareholder-Value-Doktrin mit ihrer Fixierung auf Quartalszahlen und rein finanzielle Zielvorgaben ist darunter sicher die ruinöseste Form der Unternehmensführung, die für die Mitarbeiter als auch für die Kunden die schlechtesten Ergebnisse bringt. So hat etwa der Shareholder-Value-Irrsinn in der US-Automobilbranche zu Stellenabbau und massiven Lohnkürzungen geführt. Gegen diese einseitig orientierte und zerstörerische Unternehmensphilosophie regt sich aber durchaus Widerstand. So ist sogar der konservative Management-Theoretiker Fredmund Malik davon überzeugt, dass "Gewinn als oberstes Ziel (...) die Ertragskraft eines Unternehmens" zerstöre und "zwangsläufig zu seinem Ruin" führe.

Zu sozialen Einschnitten und Stellenabbau als Folge profitorientierten Managements gibt es Alternativen. Meines Erachtens muss es eine gänzlich andere Art von Leistungsanreizen geben, die nicht länger kurzfristige Renditesucht, sondern stattdessen solidarisches, ressourcensparendes und innovatives Verhalten belohnt und die Umsetzung fairer und guter Arbeitsbedingungen fördert. Hierzu ist eine grundlegend andere Wirtschaftsordnung mit gemeinschaftlichen Eigentumsformen und weitreichenden Belegschaftsrechten nötig. Vieles dazu habe ich bereits in meinem Buch "Freiheit statt Kapitalismus" beschrieben.

Viele Grüße
Sahra Wagenknecht

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