Frage an Sahra Wagenknecht von Beate R. bezüglich Finanzen
Sehr geehrte Frau Wagenknecht,
sehr oft höre ich im Zusammenhang mit der Staatsverschuldung die Aussage:
“Das kann, in heutiger Kaufkraft, von unseren Kindern beim allerbesten Willen im Leben nicht mehr zurückgezahlt werden. Der point-of-no-return scheint mir längst erreicht.”
Das habe ich nie verstanden.
Denn die Mittel – und Oberschicht ist Besitzer der Staatsanleihen. Obwohl sie es vielleicht gar nicht wissen, da die Banken den Anlegern Wertpapiere verkaufen, in denen neben anderem z.B. griechische Staatsanleihen enthalten sind.
Die Aussage , die Banken sind Träger der griechischen oder sonstigen Staatsanleihen ist falsch.
Sie wurden von den Banken an Privatanleger weitergegeben.
Eine Insolvenz Griechenlands hätte also die Wertpapierbesitzer aus dem Mittelstand neben der Oberschicht getroffen.
Ich kenn Eichhörnchen die sparen.
Ich kenne aber keine Firma die Lageraufbau betreibt um zu sparen.
DIE ZINSZAHLUNGEN AUF DIE WERTPAPIERE SIND UMVERTEILUNGSMECHANISMEN.
Sie sind letztlich Ausdruck der verschiedenen Zahlen auf den Lohn- und Einkommensschecks.
Wer weniger Staatsschulden machen will, muss also die Einkommen der Menschen angleichen.
Meine Frage:
"Was ist an der linken Wirtschaftspolitik geeignet, die Staatsverschuldung in den Griff zu bekommen. Wieviel mal mehr soll ein Bankdirektor mehr als eine Verkäuferin verdienen?"
Sehr geehrte Frau Richter,
Banken und Vermögende profitieren von der Verschuldung der öffentlichen Haushalte. Für sie ist es ein gutes Geschäft, weil ihnen die üppigen Zinszahlungen sichere Einnahmen garantieren. Je mehr der Staat sich bei den großen privaten Geldgebern verschuldet, desto machtloser und abhängiger wird er von ihnen. Insbesondere FDP und CDU, die sich regelmäßig gern als Haushaltsanierer und Verschuldungsgegner in den Medien feiern lassen, haben durch massive steuerliche Entlastungen Vermögender und großer Konzerne die Einnahmequellen des Staates ausgetrocknet und damit die Verschuldung exzessiv vorangetrieben. Die Schuldenexplosion nahmen sie dann zum Vorwand, um soziale Leistungen zu kürzen. Der Abbau der riesigen Schuldenberge ist aber auf gerechte Weise nur möglich, wenn die Finanzstarken endlich stärker an den Kosten des Gemeinwesens beteiligt werden. Rund 800000 Millionäre besitzen hierzulande die Hälfte des Finanzvermögens. Geld ist also genug da, um soziale Leistungen dauerhaft zu sichern und die Schuldenberge schrittweise abzutragen. Die Einführung einer Millionärssteuer wäre ein erster wichtiger Schritt. Den Abbau öffentlicher Schulden durch Sozial-oder Personalabbau lehnt DIE LINKE allerdings ab.
Zu Ihrer zweiten Frage: Billig- und Minijobs sowie Leiharbeit haben wesentlich dazu geführt, dass die Summe der Löhne und Gehälter inflationsbereinigt auf dem Niveau von 1991 liegt. Parallel dazu sind aufgrund prächtiger Steuergeschenke an die Wohlhabenden die Einkommen aus Gewinnen und Vermögen erheblich angestiegen. In den letzten Jahrzehnten haben alle Bundesregierungen – gleich welcher Couleur – eine rigorose Umverteilungspolitik von unten nach oben betrieben. DIE LINKE will diese zutiefst ungerechte und unsoziale Politik beenden und Lohnzuwächse durchzusetzen, die dem Produktivitätsanstieg Rechnung tragen und die Preissteigerungen zumindest ausgleichen. Darüber hinaus diskutieren wir innerhalb der Partei die Begrenzung von sehr hohen Gehältern. In unserem Entwurf für ein neues Grundsatzprogramm fordern wir beispielsweise die Begrenzung von Managergehältern auf das 20fache der untersten Lohngruppen im Unternehmen.
Mit freundlichen Grüßen
Sahra Wagenknecht