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Sahra Wagenknecht
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Frage von Petra M. •

Frage an Sahra Wagenknecht von Petra M. bezüglich Soziale Sicherung

Sehr geehrte Frau Wagenknecht,

mich würde interessieren, wie Sie das Verhältnis der Linken zu den Kirchen sehen. Oskar Lafontaine verweist ja gerne mal auf die katholische Soziallehre bzw. christliche Gesellschaftsethik ; und in der Tat - wenn man manche kirchliche Dokumente liest - fühlt man sich an die Programmatik der Linken erinnert. Auch wenn die Kirchenhierarchie eher auf der Seite der Einflussreichen und Mächtigen steht: Wäre für Sie als Atheistin eine Zusammenarbeit mit progressiven Kreisen in der Kirche denkbar? Nach dem Motto von Camilo Torres (Studentenpfarrer und Soziologiedozent aus Kolumbien), der sich für eine Zusammenarbeit von Marxisten und Christen einsetzte: Warum sollen wir darüber streiten, ob die Seele sterblich oder unsterblich ist, wenn wir beide wissen, dass Hunger tödlich ist.....

Mit solidarischen Grüßen
Petra Müller

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Antwort von
BSW

Sehr geehrte Frau Müller,

herzlichen Dank für Ihre sehr interessante Frage.

Im Grunde sehe ich das genauso wie Sie: Man muss differenzieren. Die Ansichten der Piusbruderschaft etwa, so z.B. deren Sympathie für rechte Diktaturen in Lateinamerika, halte ich für unerträglich. Aber natürlich gibt es andererseits viele Christinnen und Christen, welche die inhumanen Positionen der Piusbruderschaft zu Recht strikt ablehnen und für bessere, sozialere und demokratischere Verhältnisse eintreten. Zu letzteren hat ja auch Camilo Torres gehört.

An der von Ihnen zitierten Aussage von Camilo Torres gefällt mir vor allem die Botschaft, dass Christen und Marxisten sich gemeinsam für die sozialen Belange der Menschen einsetzen können und auch sollten. Und des Weiteren finde ich an dem Zitat gut, dass darin Toleranz und Respekt gegenüber religiöser Überzeugung und marxistischer Weltanschauung gleichermaßen zum Ausdruck kommen. Dieses Zitat hat auch an Aktualität nichts verloren. Gerade heute kommt es darauf an, breiten Widerstand gegen die unter der schwarz-gelben Regierung zu erwartenden neoliberalen „Reformen“ aufzubauen.

Ich kann mir daher eine Zusammenarbeit mit linken Christinnen und Christen für soziale Gerechtigkeit und Frieden sehr gut vorstellen. Übrigens hat es Bündnisse der LINKEN mit christlichen Zusammenschlüssen bereits gegeben, beispielsweise bei der Einführung des Ethikunterrichts in Berlin oder bei antifaschistischen Kundgebungen. Diese Zusammenarbeit sollte man unbedingt fortsetzen.

Mit solidarischen Grüßen,
Sahra Wagenknecht

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