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Sabine Bätzing-Lichtenthäler
SPD
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Frage von Reinhard S. •

Frage an Sabine Bätzing-Lichtenthäler von Reinhard S. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrte Frau Bätzing,

Sie haben recht, dass Cannabiskonsum gesundheitliche Störungen erzeugen kann. Ebenso wie Alkohol und Tabak. Hält die Bundesregierung denn Alkohol und Tabak für harmlose Drogen?

Zur wachsenden Zahl an Hilfesuchenden muss man auch sagen, dass viele nicht freiwillig eine Drogenberatungsstelle aufsuchen, da viele dies als behördliche Auflage bekommen. So zum Beispiel, wenn nach einer Verkehrskontrolle mit Drogenschwerpunkt auch nur geringe Mengen an Abbauprodukten von THC (THC-COOH) im Blut des Betroffenen gefunden werden, oder wenn Jugendliche mit geringen Mengen Cannabis erwischt werden. Dies verzerrt die Statistik so sehr, dass ihre Aussagekraft fraglich ist. Darüber hinaus steigt analog zur Zahl der Menschen, die Probleme mit ihrem Konsum haben auch die Zahl der Konsumenten, so dass der Prozentsatz relativ konstant bleibt (Dr. Prof Kleiber spricht in seiner Studie von 1-2%, übrigens weitaus weniger, als bei Alkohol und vor allem Tabak!). Und wie sieht es denn mit Menschen aus, die wegen ihres Alkholkonsums eine Beratungstelle aufsuchen, aus? Besonders interessant gestaltet sich hier die Relation zwischen der Zahl der Konsumierenden in der Gesellschaft und der Zahl derer, die einen problematischen Konsum mit Suchtverhalten aufweisen.
Laut des Drogenberichts der Bundesregierung aus dem Jahre 2005 sind nur 5% der Patienten in Suchtkliniken Cannabispatienten!

Abschließend bleibt zu sagen, dass eine kontrollierte Abgabe trotz des Suchtabkommens der Vereinten Nationen durchaus möglich ist. Dies haben zwei europäische Nachbarn (Niederlande, Schweiz) bereits deutlich gezeigt, weshalb dies keine Begründung sein kann.

Mit freundlichen Grüßen
Reinhard Schmidt

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr Schmidt,

die Bundesregierung warnt seit vielen Jahren vor den Gesundheitsrisiken durch Tabak und Alkohol. Aufklärung über die Risiken, die Erhöhung der Tabaksteuern, Werbeverbote für Tabakprodukte, die Einführung der Steuer auf Alkopops und der verbesserte Nichtraucherschutz sind nur einige Maßnahmen, mit denen die Bundesregierung die Initiative ergriffen hat, um eine Reduzierung des Konsums auch dieser Substanzen zu erreichen. Mir liegt unter anderem auch deshalb an der Reduzierung des Tabakkonsums, weil der Konsum von Cannabis fast immer mit dem von Tabak und oft mit dem von Alkohol verbunden ist. Die Gesundheitsrisiken beim Mischkonsum sind oft höher als der Konsum einzelner Substanzen. Man sollte mit dem Verweis auf die Gesundheitsrisiken durch Tabak oder Alkohol nicht von den Risiken des Cannabiskonsums ablenken: 240.000 Menschen in Deutschland sind Cannabisabhängig, d.h. sie haben Ihren Cannabiskonsum nicht mehr unter Kontrolle, weitere 140.000 betreiben Missbrauch, und 14.300 sind in Behandlung, weil sie unter vielfältigen, meist psychischen Problemen leiden. Das sind entschieden zu viele, und sie haben Anspruch auf Hilfe. Die Sucht- und Drogenhotline der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung unter 01805 - 31 30 31 ist so ein Hilfsangebot, das Hilfe und Beratung anbietet. Noch ein Wort zu der Schweiz und den Niederlanden: In der Schweiz hat es keine kontrollierte Abgabe von Cannabis gegeben. Drogenhanf ist in der Schweiz seit 1975 ein verbotenes Betäubungsmittel, dessen Konsum, Anbau und Handel strafbar war und ist. Gesetzesinitiativen, die eine Revision dieser Politik vorsahen, sind gescheitert. Auch in den Niederlanden ist der Erwerb von Cannabis für den Eigenkonsum gesetzlich nicht erlaubt, sondern wird lediglich in engen Grenzen geduldet. Bei den sog. Coffeeshops handelt es sich nicht um staatlich lizensierte Stellen, sondern um private Gaststättenbetriebe ohne Alkoholausschank, in denen der Verkauf sog. weicher Drogen (die Cannabisprodukte Haschisch und Marihuana), der grundsätzlich auch in den Niederlanden strafbar ist, nicht verfolgt wird, sofern es um geringe Mengen (5 Gramm pro Person) geht und weitere Auflagen erfüllt werden.

Die niederländische Regierung plant übrigens, wie Deutschland ebenfalls ein Zeichen für den Nichtraucherschutz zu setzen und ab Juli 2008 ein Rauchverbot auch in Coffeeshops einzuführen.

Mit freundlichen Grüßen
Sabine Bätzing

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