Frage an Sabine Bätzing-Lichtenthäler von Christian H. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrte Frau Bätzing,
ich habe gehört, dass Sie das totale Alkoholwerbeverbot bei Sportveranstaltungen fordern! Dann wären auch die umfangreichen Sponsoring-Aktivitäten der Alkoholwirtschaft betroffen. Ein wesentlicher Teil der Förderung im Breitensport müsste entfallen. Viele Vereine werden ihr Angebot dadurch erheblich einschränken müssen. Angesichts der Tatsache, dass gerade die Jugendarbeit der Sportvereine einen erheblichen Beitrag zur Suchtprävention leistet, ist diese Entwicklung ausgesprochen kontraproduktiv. So hat z. B. die Bitburgerbrauerei in einer großen Aktion Bolzplätze für Kinder eingerichtet, die der Staat oder die Kommunen nicht finanzieren konnten.
Halten Sie es für sinnvoll Alkohol durch solche Verbote für Jugendliche noch interessanter zu machen? Wäre es nicht sinnvoller gemeinsam mit der Industrie Aufklärungskampagnen zu starten? Ähnlich, wie z.B bei der Aidsaufklärungskampagne die Werbung für Kondome! Dort wird ja auch für einen verantwortungsbewußten Umgang mit dem Genuß geworben!
Natürlich wäre von einem Sponsoring-Verbot auch der Spitzensport in erheblichem Umfang betroffen. Veranstalter von sportlichen Großereignissen wie z.B. der Formel 1 haben bereits reagiert und verlagern diese Veranstaltungen zunehmend in Länder, in denen die Werbung weniger streng reglementiert ist. Dadurch gehen gerade der Tourismusbranche erhebliche Einnahmen verloren.
Wie stehe Sie denn zum Sponsoring des 1. FC Kaiserslautern durch Karlsberg Urpils?
Ich wäre sehr an Ihrer Meinung interessiert!
Mit freundlichen Grüßen
Christian Hübner
Sehr geehrter Herr Hübner,
vielen Dank, dass Sie den verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol ansprechen.
Alkohol zu trinken, setzt auch immer eine besondere Verantwortung für Maß, Ort und Zeit voraus. Diese Aufgabe ist eine ständige Herausforderung, die nicht an Aktualität verliert, sondern mit zeitgemäßen Antworten immer neu beantwortet werden muss.
Hier ist die Verantwortung der Gesellschaft und der Politik gefragt.
Und diese Verantwortung liegt nicht allein beim Konsumenten oder bei der Suchthilfe - wenn es bereits zu spät ist. Sie liegt in einer modernen Gesellschaft mehr bei der Prävention und ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.
Auch die Produzenten alkoholischer Getränke können hier nicht unbeteiligt bleiben. Sie müssen sich in ihren eigenen Marktstrategien von der Zielgruppe junger Menschen oder riskanten Konsumformen deutlich abgrenzen und ihren Einfluss gegenüber dem Handel geltend machen. Dazu zählen auch Werbebeschränkungen, denn Alkoholwerbung darf sich nicht an die Zielgruppe junger Menschen richten. Wo freiwillige Regeln nicht ausreichen, müssen gesetzliche Werbeverbote diese ergänzen, wie das bestehende Werbeverbot im Kino vor 18 Uhr. Denn Prävention und Gesetze müssen sich ergänzen und wirken nur gemeinsam.
Der Deutsche Werberat hat Verhaltensregeln zur Alkoholwerbung aufgestellt, nach der auch die kommerzielle Kommunikation für alkoholhaltige Getränke keine trinkenden oder zum Trinken auffordernden Leistungssportler darstellen soll. Das muss jeder einzelne Sport- wie Fußballverein in der Gestaltung von Sponsoringverträgen beachten.
Ich danke Ihnen, dass Sie die Suchtvorbeugung im Breitensport ansprechen. Sportvereine sind neben Schule und Elternhaus ein wichtiger Teil der Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen, in dem Suchtprävention stattfinden muss. Mehr als 70 Prozent aller Jugendlichen sind für einen kurzen oder längeren Zeitraum Mitglied in einem Sportverein. Schon früh hat die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) mit den Breitensportverbänden entsprechende Rahmenvereinbarungen geschlossen, in denen die Zusammenarbeit zum Thema Suchtvorbeugung in der Kinder- und Jugendarbeit festgelegt wurde.
Gemeinsam gilt es "Kinder stark machen". Mit der gleichnamigen Kampagne der BZgA wird das Selbstvertrauen von Kindern und Jugendlichen gestärkt und ihre Konfliktfähigkeit gefördert. So haben die Heranwachsenden eine Chance, um aus einer starken Position heraus "Nein" zu Suchtmitteln sagen zu können.
Mit der Aktionswoche "Alkohol - Verantwortung setzt die Grenze" soll bundesweit im Juni 2007 die Diskussion zum verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol in alle Lebensbereiche der Gesellschaft getragen werden. Ob alt oder jung - engagierte Menschen aus vielen gesellschaftlichen Bereichen wie dem Sport, der Medizin, den Jugendparlamenten und Freizeiteinrichtungen bilden dafür schon jetzt eine breite Allianz. Sie alle wollen gemeinsam eine Kultur des "Hinsehens" schaffen - in der Freizeit und am Arbeitsplatz, in der Familie und unter Freunden. Als Schirmherrin dieser Aktionswoche lade ich jeden herzlich ein, teilzunehmen.
Mit freundlichen Grüßen
Sabine Bätzing