Portrait von Ruth Müller
Ruth Müller
SPD
67 %
/ 3 Fragen beantwortet
Frage von Martina R. •

Frage an Ruth Müller von Martina R. bezüglich Bildung und Erziehung

Sehr geehrte Frau Müller,
seit ich wählen darf, wähle ich rot, das aus Überzeugung. Doch in diesem Wahlkampf bin ich über einige Wahlkampfthemen der SPD etwas verwundert.
Thema Studienbeiträge: Sie sollen abgeschafft werden? Ich muss dazu sagen, dass ich selbst in München VWL studiere und meine Studiengebühren von einem Konto zahle, auf das meine Eltern mein Kindergeld eingezahlt haben, um sicher gehen zu können, dass ich jede Ausbildung machen kann, da sie nicht sudieren durften. Trotzdem bin ich für die Studiengebühren. Ich sehe jeden Tag in der Uni, dass das Geld ankommt: es werden mehr Kurse angeboten, Übungen können verkleinert werden, man hat jetzt die Möglichkeit, für jedes studentische Problem einen speziell dafür ausgebildeten Ansprechpartner zu haben_ dies alles war früher nicht möglich!
Des weiteren beschäftigt mich die Schulproblematik: es kann nicht sein, dass die Hälte der Rückfragen auf eine Zeitungsinserat für Nachhilfe von Eltern von Grundschülern kommen! Dieses System "Entscheide-dich-in-der-4.-was-du-werden-willst" ist doch wirklich lange genug schief gelaufen, oder?
Des weiteren habe ich noch eine Frage, die mich als Studentin der Volkswirtschaft interessiert:
Wie ist Ihre Meinung zum Mindestlohn? Ich habe Plakate der SPD gesehen mit einem eindeutigem "Ja" zum Mindestlohn.
Halten Sie diese Politik für richtig? So tun, als "tue man was Soziales" mit einem vielleicht zu hoch angesetztem Mindestlohn und bewirkt damit nur das Gegenteil: Kündigungen der Schicht, die man eigentlich schützen will!
Meine letzte Frage betrifft unsere Region: Haben Sie Vorschläge für Verbesserungen am offentlichen Verkehr? Seien es Buslinien oder auch eine Erweiterung des MVV- Netzes, bzw. eine Verbesserung der Anschlüsse bis Moosburg? Seit einiger Zeit werden hier nur noch Verbindungen gestrichen, jedoch bei steigender Pendlerzahl- und niemand fühlt sich angesprochen..
Somit wäre ich am Ende meiner Fragen angekommen und freu mich auf eine Antwort.
Mit freundlichen Grüßen Martina R

Portrait von Ruth Müller
Antwort von
SPD

Sehr geehrte Frau Ruhland,

schön, dass Sie bisher immer die SPD gewählt haben - von unseren Grundwerten stehen wir für gelebte Solidarität. In unserem Wahlprogramm haben wir u. a. den Focus auf ein gerechteres Bildungssystem gelegt, der es den Menschen ermöglicht, unabhängig von sozialer Herkunft beste Bildung zu erhalten. In Bayern hat ein Kind aus einer Akademikerfamilie eine 7x höhere Chance, das Abitur zu machen als ein Kind aus einem Arbeiterhaushalt. Das anschließende Studium ist ebenfalls eine finanzielle Belastung. Ich habe in meiner Familie 3 Neffen und Nichten, die studieren und weiß daher, welche finanziellen Belastungen auf die Familien durch die Studiengebühren zukommen. Wir haben in Niederbayern die niedrigste Quote an Ingenieuren und Wissenschaftlern - auch vor diesem Hintergrund sind Studiengebühren kontraproduktiv. Es gibt auch viele Studenten, die für ihr Studium einen Kredit aufnehmen müssen - damit bürdet man diesen Menschen dann einen Schuldenberg auf, den es nach dem Studium erst einmal abzuarbeiten gilt, bevor man an eine Familiengründung denken mag. Nicht alle Eltern sind so umsichtig wie Ihre Eltern - oder können es sich einfach nicht leisten - das Kindergeld für später anzusparen.

Zur Frage der frühen Selektion: Wir von der bayerischen SPD treten für eine längere gemeinsame Schulzeit ein. Die bayer. Landtagsfraktion hat sich das finnische Schulmodell vor Ort angeschaut - wir hatten erst vergangene Woche in Ast eine Veranstaltung zu diesem Thema mit der stv. Fraktionsvorsitzenden Johanna Werner-Muggendorfer. In Finnland gilt das Prinzip: „Kaikki riippuu alusta“ – Auf den Anfang kommt es an. Kinder werden von Anfang an - also vom Kindergartenalter an - gefördert und nicht selektiert. Ich habe selbst einen Sohn in der 3. Klasse und kenne also aus meinem Bekannten- und Freundeskreis die Situation mit dem sog. "Grundschulabitur" bestens. Dieser Druck, der auf Eltern, Lehrer und Schüler ausgeübt wird, muss ein Ende haben.

Zu Ihrer Frage zum Mindestlohn:
Anständige Arbeit muss auch anständig bezahlt werden. Noch nie hatten so viele Bayern einen Zweitjob: Fast 400.000 Menschen gehen nach der Arbeit wieder in die Arbeit! Die Ausbreitung von Niedriglöhnen ist gerade bei den Dienstleistungen und in der Zeit- und Leiharbeitsbranche zu beobachten - die aber nicht ausgelagert werden können. Geschäftsmodelle, die auf Hungerlöhnen basieren, können nicht akzeptiert werden. Der Mindestlohn ist für uns eine Frage der Gerechtigkeit. Es kann nicht sein, dass die Solidargemeinschaft durch die Zuzahlungen zum ergänzenden Einkommen zum dauerhaften Lohnzahler wird! Ein Mindestlohn ist auch im Hinblick auf eine spätere Rentenzahlung unerlässlich. Nur wer heute genug verdient, bekommt auch später einmal eine Rente, die zum Leben ausreicht. Deshalb haben wir auch das Volksbegehren des DGB für Mindestlöhne unterstützt, wie sie auch in der bayerischen Verfassung stehen.

Viel Erfolg für Ihr weiteres Studium - wir haben morgen noch Infostände in Bruckberg, Buch am Erlbach und Landshut - vielleicht ergibt sich da die Gelegenheit für ein weiteres Gespräch.

Mit den besten Grüßen aus Pfeffenhausen

Was möchten Sie wissen von:
Portrait von Ruth Müller
Ruth Müller
SPD