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Frage von Markus M. •

Frage an Ruprecht Polenz von Markus M. bezüglich Kultur

Sehr geehrter Herr Polenz,

meine Frage betrifft die Euphorie ums Public-Viewing, die WM 2006, die EM und alle weiteren Turniere.

Zwar habe ich dieses Thema unter Kultur eingeordnet, jedoch könnten wir es auch unter jedes andere Thema hier einordnen!
Ich denke dass Deutschland seit langem in einer Phase des sozialen und gesellschaftlichen Umbruchs ist, und dass viele Menschen in unserem Land das Gefühl haben ihre sozialen Bindungen zu verlieren. Hinzu kommt die fehlende Verantwortung für unsere nächsten Mitmenschen, für unser Land, unser politisches und soziales System.
Aus diesem Grund begrüße ich das 2006 aufgekommene "WIR-Gefühl". Und vor allem bin ich hocherfreut darüber dass sich die Mitbürger nicht nehmen lassen dies bei der EM 2008 fortsetzen zu wollen, obwohl das Turnier nicht im eigenen Land stattfindet. Meiner Meinung nach kann dies für unsere Gesellschaft nur förderlich sein!

Gerade aus diesem Grund frage ich mich jedoch: WARUM SCHAFFT ES MÜNSTER NICHT DIES ZU FÖRDERN? WARUM NIMMT DEUTSCHLAND DIESE CHANCE NICHT WAHR?
Public-Viewing-Möglichkeiten wie die Osmo-Hallen, das Uferlos und das Kruse-Baimken sind mir wohl bekannt, jedoch sehr schnell überfüllt (was ich vom Grundsatz sehr gut finde und meinen obigen Ansatz nur unterstütz). Am gestrigen Abend liefen mir um 20.15 Uhr Massen an Menschen über den Weg, die aufgrund der überfüllten Lokalitäten keine Möglichkeit sahen aus diesem Ereigniss ein gesamtgesellschaftliches zu machen!

Bereits 2006 habe ich mich darüber aufgeregt dass das Public-Viewing in die Hafengegend verlagert, und damit vor die Tore der Stadt verlegt wurde, anstatt es ins Herz, dort wo die Gesellschaft eigentlich stattfindet, hin zu verlegen.
Erklären Sie mir also bitte: Warum lässt sich Deutschland (Ausnahmen gibt es selbstverständlich: Köln, Dortmund, Stuttgart), insbesondere Münster, diese Chance des gemeinsamen, gesellschaftlichen Ereignisses entgehen, anstatt diesen, alle 2 Jahre wiederkehrenden, Impuls an- und aufzunehmen und zu fördern???

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Antwort von
CDU

Sehr geehrter Herr Müller,

in Forum vom "abgeordnetenwatch.de" fragen Sie nach den Gründen, warum es in der Stadt Münster nicht noch mehr städtische bzw. mehr Public-Viewing-Plätze und Veranstaltungen im Zentrum der Stadt Münster gibt.

Als Gründe hierfür benennen Sie im Wesentlichen die Förderung des "Wir-Gefühls", wie es bereits bei der Fussball-WM 2006 im ganzen Land deutlich spürbar gewesen sei.

Obwohl ich als Bundestagsabgeordneter für die von Ihnen angesprochene Entwicklung nicht zuständig bin, will ich Ihnen meine Sicht gerne mitteilen. Ich möchte zunächst anmerken, dass ich den Beweggrund Ihrer Frage, nämlich die möglichst breite Förderung des Gemeinschaftgefühls, grundsätzlich teile. Welche Kraft und Impulse für ein Miteinander von deratigen Gemeinschaftsveranstaltungen ausgehen, haben die vielen positiven Erfahrungen bei und nach der WM 2006 sehr deutlich gezeigt. Dies gilt meines Erachtens umso mehr immer dann, wenn derartige Veranstaltungen in *friedlicher* Art und Weise das Gemeinschaftsgefühl stärken und die Impulse hierzu zudem noch von sportlich fairen Wettkämpfen verschiedener Nationalitäten gesetzt werden.

Gleichwohl hat die Stadt Münster auf die Ausrichtung eigener bzw. weiterer Public-Viewing Veranstaltungen bei der aktuellen Fußball-Europameisterschaft verzichtet. Die Gründe hierfür sind --nach entsprechender Rückfrage meinerseits beim zuständigen Amt der Stadt Münster- folgende:

Zunächst ist anzumerken, dass anlässlich der Fußballweltmeisterschaft 2006 eine derartige Veranstaltung mit städtischer Beteiligung organisiert worden ist. Seinerzeit hatte das Land Nordrhein-Westfalen die Städte darum gebeten, zu prüfen, ob derartige Veranstaltungen in den Städten angeboten und durchgeführt werden können. Das Land hatte seinerzeit diese Veranstaltungen zwar nicht bezuschusst, aber ein Musik- und Kulturprogramm organisiert, dass die Städte kostenfrei nutzen konnten. So haben neben der Übertragung der Spiele verschiedene Musikgruppen aus den Ländern der Fußballweltmeisterschaft auf der Bühne am Hafenplatz gespielt.

Das Kostenvolumen für eine Veranstaltung auf dem Hafenplatz beträgt zwischen 160.000 bis 200.000 EUR, wenn für die gesamte Zeit eine Übertragung gewährleistet sein soll. Die Kosten für die Veranstaltung anlässlich der Fußball-Weltmeisterschaft beliefen sich z.B. auf mehr als 220.000 EUR. Seinerzeit ist es wegen der besonderen Situation (Fußball-Weltmeisterschaft im eigenen Land) gelungen, einen Großteil dieser Kosten durch Sponsoren aufzubringen. Eine vergleichbare Ausgangslage besteht nun bei der Fußball-Europameisterschaft nicht.

Auf Grund des logistischen und finanziellen Aufwands, insbesondere für die Anmietung einer tageslichttauglichen Projektionsfläche, aber auch weil zahlreiche Public-Viewing-Veranstaltungen in Zentrumsnähe in Münster angeboten werden, hat die Stadtverwaltung darauf verzichtet, weitere eigene Veranstaltungen zu organisieren.

Es besteht in Münster -abgesehen von den zahlreichen "Indoor-Angebote" vieler Münsteraner Gaststätten und Lokalen- an verschiedenen Orten die Möglichkeit, im Kreis von Fußballbegeisterten, die Spiele anzusehen. So z. B. im Bürgerhaus Kinderhaus, im Bereich des Cafès Uferlos, unmittelbar vor dem Domplatz im Marktscafe, aber natürlich auch wieder in den Osmo-Hallen.

Am Hafen wird auf private Initiative die "Hafenarena" veranstaltet, die es Interessierten ermöglicht, kostenfrei die Spiele zusammen mit anderen Fußballbegeisterten auf einer großen Leinwand anzusehen.

Darüber hinaus ist anzumerken, dass es während der Veranstaltung auf dem Hafenplatz anlässlich der WM 2006 massive Anwohnerbeschwerden (Lärm, Müll, Sachbeschädigungen) gegeben hat. Auch deren Interessen sind --bei aller Sportbegeisterung- hinreichend bei deratigen Abwägungen zu berücksichtigen.

Ich bitte um Verständnis, wenn aus den genannten Gründen die Stadt Münster davon absieht, eine eigene Großveranstaltung zu organisieren. Ich denke jedoch, dass es mit den Alternativen, die in Münster zur Verfügung stehen, den Fußballfans möglich ist, in Gemeinschaft die Spiele der EM zu erleben.

Mit freundlichen Grüßen

Ruprecht Polenz