Frage an Ruprecht Polenz von Andreas P. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen
Sehr geehrter Herr Polenz,
nach dem Empfang des Dalai Lama durch Kanzlerin Merkel verschlechterten sich die Deutsch-Chinesischen Beziehung merklich. Vizekanzler Steinmeier erklärte nach einem heutigen Treffen mit seinem Amtskollegen Yang diese Phase für beendet. Die Online-Ausgabe der "WELT" vom 22. Januar schreibt darüber unter anderem folgendes:
"Yang sagte, die chinesische Regierung lege großen Wert auf gute deutsch-chinesische Beziehungen. Er wies darauf hin, dass Deutschland in einem Briefwechsel Taiwan und Tibet als Bestandteile von China ausdrücklich anerkenne und sich gegen ein Referendum Taiwans zu einem UN-Beitritt ausspreche. "
Ist dies tatsächlich so zu verstehen, dass die Bundesregierung der Regierung der Volksrepublik zugesagt hat, ein widerrechtlich und gewaltsam annektiertes Gebiet (Tibet), dessen politischer Führer ins Exil getrieben und dessen Kultur durch rigorose Eingriffe und Umsiedlung von Nationalchinesen bewusst beschädigt und kurzgehalten wurde, einfach so als ihr rechtmäßiges Hoheitsgebiet anzuerkennen?
Mit freundlichem Gruß,
Andreas Politschek
Sehr geehrter Herr Politschek,
für Ihr Schreiben zur deutschen China-Politik danke ich Ihnen.
Deutschland hat sich stets zu einer Ein-China-Politik bekannt. Ich erkenne in dem Briefwechsel, auf den Sie sich beziehen, keine Veränderung in der deutschen Politik gegenüber China. Ich weise darauf hin, dass Frau Merkel den Dalai Lama nicht als Staats-, sondern als Religionsoberhaupt empfangen hat. Dass sich die Beziehungen zwischen beiden Staaten nach dem Besuch des Dalai Lama wieder entspannt haben, sehe ich als Zeichen dafür, dass unterschiedliche Auffassungen in der Sache die gute Substanz der Verbindungen nicht gefährden können.
Mit freundlichen Grüßen
Ruprecht Polenz, MdB