Frage an Ruprecht Polenz von Jan F. bezüglich Finanzen
Sehr geehrter Herr Polenz,
mich würde ausgesprochen interessieren, wie Ihre Meinung zu der nun auch vom Bundestag, wo Ihre Partei eine deutliche Mehrheit besitzt, beschlossenen Abgeltungssteuer ist.
Jan aus Münster
Sehr geehrter Herr Feldke,
haben Sie vielen Dank für Ihre Frage nach meiner Meinung zur Abgeltungssteuer.
Die derzeit noch geltende Besteuerung von Kapitalerträgen und privaten Veräußerungsgewinnen hat sich als außerordentlich schwierig, wenig transparent und nicht immer gerecht erwiesen. Dazu kommt der von der rot-grünen Bundesregierung eingeführte Kontenabruf. Dies hat auf viele Anleger abschreckend gewirkt mit der Folge, dass sie ihr Geld im Ausland angelegt haben. Daher haben Union und SPD bereits in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart, eine Neuordnung der Besteuerung von Kapitalerträgen und privaten Veräußerungsgewinnen herbeizuführen. Dies ist nun im Rahmen der Unternehmensteuerreformgesetzes 2008 geschehen, wonach die Abgeltungssteuer zum 1. Januar 2009 eingeführt werden soll.
Mit der Abgeltungssteuer werden Kapitalerträge sowie Veräußerungsgewinne mit einer 25-prozentigen Quellensteuer (zzgl. Solidaritätszuschlag und ggf. Kirchensteuer) erfasst. Für die Bürger wird die Besteuerung von Kapitalerträgen und privaten Veräußerungsgewinnen dadurch deutlich vereinfacht und durchsichtiger gestaltet. Gleichzeitig besteht bei der Abgeltungsteuer ein so genanntes Veranlagungswahlrecht, d.h. bei der Veranlagung können die Erträge mit dem persönlichen Steuersatz versteuert werden. Dadurch soll vermieden werden, dass Steuerpflichtige mit niedrigem Einkommen, deren persönlicher Steuersatz unter 25 Prozent liegt, überproportional hoch besteuert werden.
Ich sehe in der Einführung der Abgeltungssteuer einen wichtigen Beitrag zur Stärkung des Finanzplatzes Deutschland. Im Zuge der Einführung der Abgeltungsteuer werden viele Kontroll- und Meldepflichten entfallen. Insbesondere das sog. Kontenabrufverfahren der Finanzämter wird erheblich eingeschränkt. Folge wird sein, dass mehr Kapital in Deutschland verbleibt und bereits verlagertes Kapital wieder zurück nach Deutschland kommt.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Ruprecht Polenz