Frage an Rüdiger John von Felix S. bezüglich Umwelt
Sehr geehrter Herr Rohn!
Ich war im Jahr 1998 und 2001 für ARC Domführer in Speyer und habe dabei bei der Begehung der Türme des Domes die Silhouette eines Atomkraftwerkes gesehen, meines Wissens das AKW Philippsburg. Der Oberrhein ist ja ein Grabenbruch und damit eine geologische Störzone, wo Erdbeben auftreten können. Zusätzlich ist die Region für Weinbau und Landwirtschaft wichtig und hat bedeutende Zentren, wie Heidelberg, Mannheim, Ludwigshafen und Karlsruhe im Umfeld, so dass ein Störfall mit radioaktiven Fall out große Folgen haben würde.
Problematisch ist ja schon der strahlende Staub des Uranbergbaus und das strahlende Abwasser von Wiederaufbereitunsganlagen.
Der Atommüll wird uns in die Zukunft länger beschäftigen, als wir in Richtung Vergangenheit Geschichtsschreibung haben.
Wie bewerten Sie diese Gefahren und was schlagen Sie vor, um eine für die Umwelt und die Verbraucher sichere Stromerzeugung zu schaffen?
Mit bestem Gruß,
Felix Staratschek
Sehr geehrter Herr Staratschek,
vielen Dank für Ihre Frage, die ich gerne beantworte:
Ja, Sie haben recht, es handelt sich bei dem Kernkraftwerk um das "KKP" - Kernkraftwerk Philippsburg, mit seinen Blöcken 1 (Siedewasserreaktor) und 2 (Druckwasserreaktor). Und sie haben ebenfalls recht, wenn Sie bemerken, dass dieses Kraftwerk in einer geologischen Störzone, dem Oberrheingraben, liegt.
Schon dies allein wäre eigentlich ein guter Grund gewesen, an dieser Stelle niemals ein Kernkraftwerk zu errichten. Aber diese Art der Stromerzeugung birgt auch so mehr als genug Gefahren und Risiken, die man im Ernstfall nicht kontrollieren kann. Dies wird uns ja momentan durch die Katastrophe in Fukushima auf dramatische Weise vor Augen geführt.
Millionen von Menschen werden jetzt einer Gesundheitsgefährdung ausgesetzt, die man schon vor dem Bau des Kraftwerks durch eine einfache Entscheidung hätte verhindern können: Die Entscheidung, es NICHT zu bauen.
Auch von deutschen Reaktoren, die im übrigen ALLE als alt bezeichnet werden müssen, gehen diese Gefahren und Risiken aus - nicht nur im Oberrheingraben. Deshalb müssen wir so schnell wie möglich ALLE Kernkraftwerke abschalten - nicht nur in Philippsburg, nicht nur in Deutschland, sondern weltweit!
Es darf nicht länger sein, dass das Profitstreben einiger weniger großer Energiekonzerne über Wohl und Gesundheit der Menschen steht!
Ich bin mir absolut sicher, dass wir es wesentlich schneller schaffen können, unabhängig von Kern- und Kohlekraftwerken zu sein, als uns die Regierungs- und Oppositionsparteien weis machen wollen. Wir haben die Technologie, wir haben die klugen Köpfe, aber wir machen zu wenig daraus! Es ist höchste Zeit, umzudenken, und dem Irrsinn der "friedlichen Nutzung der Kernkraft" ein Ende zu bereiten!
Der Weg in die schnelle Unabhängigkeit von der Kernkraft gelingt natürlich nur, wenn die Regierungsparteien endlich umdenken: Der massive Ausbau von Sonnen- und Windkraftanlagen gehört genauso dazu, wie die Installation neuer Hochspannungsleitungen, damit Energie, die z.B. in Offshore-Windparksgewonnen wird, auch im Süden Deutschlands nutzbar wird. Auch brauchen wir dringend Möglichkeiten der Energiespeicherung, damit die erneuerbaren Energien endlich grundlastfähig werden.
Bisher wurde nur geredet und geredet - jetzt heißt es "Handeln!" Unsere Kinder, denen wir sowieso schon viel zu viele Lasten aufbürden, werden es uns danken!
Mit freundlichen Grüßen
Rüdiger John