Frage an Roy Kühne von Natalie P. bezüglich Gesundheit
Guten Tag Herr Dr. Kühne,
Ich bin im 2. Ausbildungsjahr zur Ergotherapeutin. In der Schule wird uns sehr viel von den Missständen in diesem Beruf erzählt. Durch meine weitere Recherche kam ich darauf, dass es in anderen Heilmittelerbringerberufen nicht besser aussieht. Mich interessiert vor allem die Schulgeldfreiheit, weil ich dies als ein Grund des Fachkräftemangels in dieser Branche ansehe.
Deshalb habe ich ein paar Fragen an Sie: Wann werden Heilmittelerbringerausbildungen endlich Schulgeldfrei? Und wie wird die Schulgeldfreiheit an Schulen aussehen, die Privat sind? Warum gibt es in Deutschland so wenig staatliche Schulen in diesem Bereich? Inwieweit ist ihre Fraktion daran interessiert dies schnell durch zu bekommen und so den Fachkräftemangel in diesem Bereich entgegenzuwirken? Warum wird sich in diesem Bereich nicht so schnell gekümmert und Gesetze gemacht, wie etwa, bei der neuen Parteienfinanzierung ? Kann ich bis Ende meiner Ausbildung (Februar 2020) damit rechnen, dass sich endlich etwas in diesem Bereich verbessert? Wie sieht es mit der Schulgeldfreiheit in den Berufen: HeilerziehungspflegerIn, ErzieherIn, SozialassistentIn, Pharmatechnischer AssistentIn, und Medizinischtechnische AssistentIn aus? Diese sind ja ebenfalls wichtige soziale Berufe.
Mit freundlichen Grüßen
N. P.
Sehr geehrte Frau P.,
haben Sie vielen Dank für Ihre Frage. Der Fachkräftemangel im Bereich der Gesundheitsfachberufe ist unverkennbar vorhanden. Besonders im ländlichen Raum erleben wir eine immer geringer werdende Versorgungsdichte. Die Gründe dafür liegen in der oft geringen Attraktivität der Berufe. Mit dem Gesetz zur Stärkung der Heil- und Hilfsmittelversorgung haben wir in der vergangenen Wahlperiode einen ersten wichtigen Schritt getan: Durch die Entkopplung von der Grundlohnsumme auch für Ergotherapeuten, haben wir deutliche Erhöhungen der Vergütungserhöhungen geschaffen. Deutschlandweit, Therapieartenübergreifend rund 32 % in drei Jahren!
Weitere Schritte müssen aber dringend folgen: Auf die Schulgeldfreiheit aller Gesundheitsfachberufe haben wir uns auf Drängen von CDU/CSU im Koalitionsvertrag verständigt. Die Bedeutung einer zeitnahen Abschaffung wird besonders deutlich, wenn man sich anschaut, dass durchschnittlich 12.000 € Schulgeldkosten anfallen, das Brutto-Einstiegsgehalt derzeit aber nur rund 1700 € beträgt. Dies habe ich aktuell den verantwortlichen Ministern der Bundesländer in einem Brief erneut vergegenwärtigt und für eine baldige Schulgeldfreiheit plädiert. Die Modelle müssen jedoch die Länder selbst auflegen. Wie die einzelnen Abschaffungsvorhaben in den jeweiligen Ländern umgesetzt werden und ob es zu Unterschieden zwischen den Bundesländern kommen kann, lässt sich heute nicht abschließend sagen. Gleiches gilt auch für den Zeitplan. I.d.R. ist jedoch anzunehmen, dass bestehende Vertragsverhältnisse zwischen Auszubildenden und Schulen nicht betroffen sind.
Als Gesundheitspolitiker habe ich mich bei der Beantwortung auf Ihre fachpolitischen und themenbezogenen Fragen konzentriert. Gerne können Sie sich mit allen Angelegenheiten auch jederzeit direkt an mein Berliner Bundestagsbüro wenden.
Mit freundlichen Grüßen
Roy Kühn