Frage an Roy Kühne von Julia E. bezüglich Soziale Sicherung
Sehr geehrter Herr Dr. Roy Kühne,
ich habe mich sehr gefreut, als ich entdeckt habe, dass es Sie gibt. Jemanden, der praktische Erfahrungen im therapeutischen Bereich hat und eine Position inne hat, in der man etwas bewirken kann.
Seit 10 Jahren bin ich selbst Physiotherapeutin, habe auch einen Masterstudiengang absolviert, das bringt mir aber bisher finanziell keinen Vorteil. Ich bin in der Neurologie tätig, meine Arbeit macht mir sehr viel Spaß, aber wenn ich meinen Lohnzettel anschaue, dann fühle ich mich nicht besonders gesellschaftlich wertgeschätzt.
Das ist aber lange nicht das Einzige, was mich am aktuellen Stand der Physiotherapeuten stört. Deshalb meine Frage an Sie, auf welche Art und Weise könnte ich tätig werden, um in Zukunft bessere Bedingungen für Physiotherapeuten zu erreichen?
Im Vergangenen Jahr habe ich bei einem Flashmob in München mitgemacht, um mehr auf uns aufmerksam zu machen, aber die Aktion war in meinen Augen nicht sehr hilfreich. Es muss deutlich mehr passieren.
Aber was genau können wir selbst dazu beitragen um die Situation zu verbessern? Ich bin gerne bereit Zeit in ein Projekt zu investieren.
Ich freue mich sehr über eine Antwort von Ihnen und wünsche Ihnen viel Erfolg für Ihre Projekte!
Vielen Dank!
Herzliche Grüße
Julia Endres
Physiotherapeutin
MSc Neurorehabilitation
Sehr geehrte Frau Endres,
vielen Dank für Ihr gesundheitspolitisches Interesse und der anschaulichen Darstellung aus der Praxis. Wie Sie wissen, sind mir die Problemstellungen auch aus meiner eigenen Berufspraxis als Physiotherapeut bekannt. Gerade der von Ihnen angesprochene Aspekt der stagnierenden Vergütungssituation trotz guter Qualifikation erschwert aufgrund der Grundlohnsummenbindung seit langem die Ausübung aller Berufe im Heilmittelbereich. Zusammen mit den strukturellen Defiziten führt dies inzwischen zu einem spürbaren Fachkräftemangel.
Als Berichterstatter für Heil-und Hilfsmittel der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag, setzte ich mich bereits für diese Themen ein:
- Verbesserung der Vergütungssituation
- Übertragung der Versorgungsverantwortung an die Therapeuten
- Verbesserung der Arbeitsbedingungen
- Veränderung der Ausbildungsstrukturen
Die erschreckend schlechte Vergütungssituation war, wie viele andere Herausforderungen vor denen die Therapeuten stehen, für viele meiner Kollegen im Deutschen Bundestag, neu. Dass die Belange der Heilmittelerbringer noch stärker in eine breitere Öffentlichkeit und besonders zu den Entscheidungsträgern im politischen Berlin getragen werden, sehe ich als meine Hauptaufgabe innerhalb des Gesundheitsausschusses an.
Ich bin erfreut über Ihre Bereitschaft zum berufspolitischen Engagement. Vorstellbar sind Aktivitäten in Berufsverbänden, den sozialen Netzwerken, Blogs oder andere Formen der digitalen Kommunikation. Besonders wichtig ist mir dabei der Aspekt, dass alle Berufsgruppen der Heilmittelerbringer miteinbezogen sind und sich geschlossen für Ihre Probleme einsetzen. Es ist wichtig, dass die Therapeuten gemeinsam und zielgerichtet ihre Interessen vorbringen und es nicht zur Zersplitterung der Interessen kommt. Wie die Aktion der Hebammen damals gezeigt hat, ist eine öffentliche Diskussion und Aufmerksamkeit sinnvoll, um die Belange ebenso auf der politischen Ebene anzugehen.
Als akademisierte Physiotherapeutin haben Sie ebenfalls die Möglichkeit über Forschung zu berufspolitischen Erkenntnissen zu kommen. Hierzu wären Themengebiete der notwendigen Kompetenzen und Zugangsvoraussetzungen der Therapeuten für eine direkte Versorgung der Patienten, Vergütungslandschaft der Therapeuten in Deutschland oder ähnlicher Themen für die Politik von Interesse. Je mehr Daten und Fakten, Berichte aus der Praxis und Engagement der Berufsverbände ich erhalte, desto besser kann ich die Forderungen gegenüber anderen Interessengruppen vertreten.
Mit klaren Zielen bzw. Forderungen, belegbaren Zahlen und der Zusammenarbeit mit Verbänden, Berufsangehörigen sowie kooperativen Politikern konnte ich bereits zahlreiche Themen in das parlamentarische Gesetzgebungsverfahren, aktuell des Entwurfs des Heil-und Hilfsmittelversorgungsgesetzes und des Entwurfes des dritten Pflegestärkungsgesetzes, einbringen. Ich werde mich in den politischen Gremien weiter für eine Verbesserung der Vergütungssituation aller Heilmittelerbringer einsetzen. Ich freue mich über Ihre Unterstützung!
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Dr. Roy Kühne, MdB