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Roland Baumann
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Frage von Hermann S. •

die Grünen stehen für regionale Vermarktung und für kurze Tiertransportwege. maßgebliche grüne Politiker in Bamberg Sind für die Schließung des Schlachthofes. Wie ist Ihre Einstellung dazu?

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Sehr geehrter Herr S.,

Ich stamme aus einer Familie, die seit Generationen einen kleinen landwirtschaftlichen Nebenerwerbsbetrieb bewirtschaftet und erhält. Aufgewachsen bin ich von Kindesbeinen an mit der alljährlichen Hausschlachtung der beiden Schweine, die wir ein Jahr lang gefüttert hatten und die im Spätwinter dann meistens geschlachtet und verarbeitet wurden. „From nose to tail“ war für uns seit jeher das grundlegende Gebot unseres wertschätzenden Umgangs mit unseren Tieren. Es fiel nicht leicht, sie zu töten, aber man war damit aufgewachsen und vor dem Verzehr von Fleisch und Wurst steht nun einmal das Schlachten. 

In den letzten Jahren unserer eigenen Schweinehaltung brachten wir die Tiere dann auch in der Regel in den Bamberger Schlachthof, um sie dort schlachten zu lassen und anschließend am selben Tag zu Hause zu verarbeiten. 

Somit verbinde ich mit dem Bamberger Schlachtbetrieb auch viele persönliche Erfahrungen und möchte diese in meine Abwägung mit einfließen lassen. 

Ihre Frage ist,  wie so viele Fragen kommunal- und landespolitischer Themen, nicht einfach zu entscheiden beziehungsweise zu beantworten. Ich will mich trotzdem an einer Antwort versuchen, obschon ich weiß, dass sie wahrscheinlich nicht allen Aspekten der Fragestellung gerecht wird. 

Das Thema hat ökonomische und regionale Aspekte, aber auch Fragen der artgerechten Tierhaltung spielen hinein. 

Eine regionale Erzeugung von Lebensmitteln auch aus tierischer Erzeugung hat natürlich einen hohen Wert. Lange überregionale Tiertransporte sind für die betroffenen Tiere auch bei tiergerechten Transportbedingungen eine Tortur und sollten deshalb vermieden werden. 

Ökonomisch stellt sich die Situation ja so dar, dass, wie man der Presse entnehmen konnte (vgl. https://www.br.de/nachrichten/bayern/bamberger-schlachthof-bleibt-zumindest-bis-ende-des-jahres,TU36gRz)  der Bamberger Schlachthof bereits seit einiger Zeit nicht mehr in der Lage ist, ohne Defizit zu arbeiten. Die Gründe für diese Schieflage sollen hier nicht mehr diskutiert werden, es muss jedoch gefragt werden, ob die Stadt und damit auch die Steuerzahlenden es sich dauerhaft leisten wollen, einen defizitären Betrieb aufrechtzuerhalten. 

Weiterhin wird der Schlachthof zwar aus der Region beliefert, als mittelständischer Schlachtbetrieb braucht er aber auch Zulauf von außerhalb der Region - und deshalb werden auch nach Bamberg Schlachttiere aus großer Entfernung herantransportiert. 

Somit greift das Regionalprinzip nur bedingt. 

Eine weitere Fragestellung, die ja vor allen Dingen von dem Teil der Bamberger Grünen, die sich gegen einen Weiterbetrieb aussprechen, ins Feld geführt wird, muss natürlich auch bedacht werden. Es handelt sich um die Standortfrage. Natürlich ist der Traditionsbetrieb in Bamberg eine Institution, allerdings stellt seine Lage im Bamberger Norden natürlich auch eine Belastung des gesamten Quartiers durch erhöhtes Verkehrsaufkommen und durch die Geruchsbelästigung dar. Zu prüfen wäre also auch, ob der Betrieb im Falle einer Weiterführung nicht besser an einen alternativen Standort in der Peripherie der Stadt verlegt werden und die Umwandlung des Areals in ein Wohnquartier nicht mehr Vorteile mit sich bringt. 

Unter Abwägung all dieser Aspekte komme ich zu meinem vorläufigen Fazit in dieser Frage: 

Sollte sich ein tragfähiges Konzept zum Weiterbetrieb des Bamberger Schlachthofes ergeben, sollten überregionale Zuschussgeber, wie etwa der Freistaat Bayern (hier folge ich der Ankündigung des Wirtschaftsministers bei seinem jüngsten Besuch) in die Bresche springen, den Betrieb einer regionalen Schlachthofeinrichtung als Element der Daseinsvorsorge bewerten und mit Zuschussmitteln einen wirtschaftlichen Weiterbetrieb gewährleisten, bin ich persönlich für den Erhalt des Bamberger Schlachthofs. 

Allerdings sollte dieser Weiterbetrieb an relativ klare betriebswirtschaftliche Zielsetzungen gebunden sein und deren Erreichung durch ein entsprechendes Monitoring kontrolliert werden. Auch sollte bei dem Zukunftskonzept auf die sich gerade in der jüngeren Generation wandelnden Ernährungsgewohnheiten und auf den Trend zu einer stärkeren pflanzlichen Ernährung geachtet werden. 
 

Mit freundlichem Gruß
Roland Baumann