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Robert Fischer
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Frage von Robert H. •

Wie, wann und mit welchem Aufwand soll eine sichere, ausreichende und kostengünstige Energieversorgung bis zum Kohleausstieg bereitgestellt werden?

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Antwort von
ÖDP

Hallo Herr H.,

wir haben mit der Forderung klimaneutralen Energieverbrauch bis 2030 wohl die ambitionierteste Forderung aller Parteien im Wahlprogramm. Uns ist natürlich bewusst, dass das knackig wird.

Die EWG-Studie zeigt, dass es grundsätzlich möglich ist, daran sollten wir uns orientieren.

Je nach Szenario müssen unterschiedlich viele Gigawatt Leistung installiert werden. Wenn sich der Süden Deutschlands weiterhin gegen Windkraftwerke wehrt, muss mehr Solar, mehr Speicher und mehr Leitungen zugebaut werden, was die Kosten und den Ressourcenverbrauch nach oben treibt. Deshalb wäre die Abschaffung von 10h sinnvoll, jedoch mit starker Bürgerbeteiligung. Dazu komm ich aber später.

Ich finde es immer unfair in dem Bereich von Kosten zu reden. Denn in Wirklichkeit sind es Investitionen. Wir könnten uns dafür auch verschulden (Deutschland nimmt derzeit im Minuszinzbereich Geld auf) und mit den Gewinnen aus der Energiewende die Kredite zurückzahlen. Der einzige Grund, warum wir das nicht machen ist, dass die Fossillobby dann ihre Kraftwerke abschreiben müssten und es dann weniger Rendite für die Shareholder (die oft auch Städte sind) gibt.

Die Studie geht von Energiekosten im Jahr 2030 von 191-155 MRD. Euro aus (je nach Szenario), wenn wir auf 100 % Erneuerbare umgestellt haben. Zum Vergleich: 2018 waren es 185 MRD Euro. Man sieht also, die Kosten könnten sogar sinken. Ein weiterer Vorteil wäre die Autarkie und dass wir nicht mehr von Gas- und Öllieferungen anderer Staaten abhängig sind. Derzeit sieht man ja, wie erpressbar uns das macht (Nordstream2).

Zur Finanzierung habe ich ja schon gesagt: Ich würde als Staat dafür Kredite aufnehmen und vor allem Bürgergenossenschaften ins Boot holen. Zum Beispiel gibt es hier in Regensburg und Umgebung eine Bürgerenergiegenossenschaft, die liebend gerne mehr Erneuerbare zubauen würde, aber keine Flächen findet. Da könnte die Stadt unbürokratisch eigene Gebäude und Parkplätze zur Verfügung stellen. Dass nicht sowieso schon auf jedem Dach eine Solarzelle ist, wo es möglich ist, ist doch eh eine Bankrotterklärung der Politik.

Wenn die Energieerzeugung hauptsächlich in Bürgerhand sind und die Gewinne den Bürgerinnen, Bürgern und Kommunen zugute kommt und man weiß, dass jede Umdrehung des Windrades unser Schwimmbad, die Schulen und den (perspektivisch kostenlosen) ÖPNV finanziert, dann kann man mit so einem Windkraftwerk vermutlich besser leben, als wenn irgendwelche Aktieninhaber von Großkonzernen daran verdienen.

Weiter braucht es für dieses Ziel noch eine Qualifizierungsoffensive, um überhaupt so viel zubauen zu können und andere Technologien zu installieren (Wärmepumpen, Dämmungen usw). Was gut bezahlte Arbeitsplätze schafft und den Strukturwandel der Autoindustrie abfedern kann und wird.