Was werden sie machen um einen Blackout zu verhindern und wissen sie, welche Gefahren ein Blackout für die Menschheit hätte?
Sehr geehrte Frau L.,
Am 8. Januar 2021 kam es in Europa fast zu einem Blackout. Das Österreichische Bundesheer geht zu 100% davon aus, dass es in den nächsten fünf Jahren zu einem Blackout kommen wird. Während einige Länder zahlreiche Atomkraftwerke bauen, möchten wir in Deutschland aus der Atomkraft und der Kohle aussteigen. Der Focus berichtete vor wenigen Tagen, dass Kohle erneut zum wichtigsten Energieträger wird.
Sehr geehrter Herr D.,
vielen Dank für Ihre Frage.
Ihre geäußerte Sorge, dass zukünftige die Sicherheit des Stromnetzes gefährdet wäre, kann ich nicht teilen. In der Vergangenheit wurde deutlich, dass der Netzbetrieb in Deutschland sicher ist, der Leitungsbetrieb mit genügend Sicherheitsmargen erfolgt und zu jedem Zeitpunkt ausreichend Reservekraftwerke bereitgehalten werden. Zukünftig werden ebenso Erneuerbare Energien, im Zusammenspiel mit intelligentem Lastmanagement und flexiblen Gaskraftwerken, betrieben mit grünem Wasserstoff, die System- und Versorgungssicherheit gewährleisten. Weitere Informationen zur europäischen Versorgungssicherheit können Sie auch diesem gemeinsamen Bericht entnehmen: https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Downloads/P-R/plef-sg2-generation-adequacy-assessment-2018.pdf?__blob=publicationFile&v=4
Am 8. Januar teilte sich das europäische Stromnetz kurzzeitig aufgrund eines Fehlers in einem Umspannwerk in Kroation in zwei Netzgebiete. Im nördlichen Netzgebiet sank die Netzfrequenz auf 49,74Hertz ab, im südlichen stieg sie auf 50,6Hertz. In Südosteuropa kam es in der Folge zu regionalen Stromausfällen, verursacht durch eine Kettenreaktion die sich bis nach Rumänien fortsetzte.
Es ist zu vermuten, dass das Stromnetz in den betroffenen Ländern in Südosteuropa nicht n-1 sicher betrieben wurde. Die Überwachung des europäischen Stromnetzes wird über einen gemeinsamen kontinentaleuropäischen Frequenzkoordinator des Verbands Europäischer Übertragungsnetzbetreibers gewährleistet. Diese Verantwortung wird von verschiedenen Netzbetreibern nach einem rotierenden System übernommen. Aktuell ist dies der deutsche Übertragungsnetzbetreiber Amprion.
Die Situation hat gezeigt, dass durch gute Koordination der europäischen Zusammenarbeit schnell und umgehend auf kritische Situationen reagiert wird. Die Stromversorgung ist sicher, Stromausfälle in Deutschland extrem selten geworden und Ausfälle sind nicht den erneuerbren Energien zuzuschreiben. Ein intelligentes Ausgleichsmanagement und das europäische Verbundsystem können beschriebene Black-Outs im besten Fall verhindern.
Unsere Position zur Nutzung der Atomenergie ist seit unserer Gründung ganz klar: Der Atomausstieg gehört zu unseren zentralen Projekten, weil die Atomenergie Leben und Gesundheit der Menschen und zahlloser nachfolgender Generationen bedroht. Hochradioaktiver Atommüll strahlt hunderttausende von Jahren und weltweit gibt es bisher kein sicheres Endlager dafür.
Es ist ein fataler Trugschluss, Atomkraft als klimafreundlich, billig oder sicher zu bezeichnen. Atomkraft ist der größte Irrtum der Industriegeschichte. Der Atomausstieg in Deutschland bis 2022 ist ein unabdingbarer, richtiger und nicht verhandelbarer Schritt. Atomkraft ist und bleibt unökologisch, teuer und gefährlich.
Atomkraft ist auch keine Partnerin von Wind- und Solarenergie. Atomkraftwerke kann man nicht abschalten, wenn es z.B. viel Windenergie gibt. Unflexible Atomenergie verstopft deshalb die Netze und verhindert dadurch die volle Nutzung der erneuerbaren Energien.
Es gab schon die Situation, dass Sonne, Wind, Wasser und Biomasse ausreichend Strom geliefert haben, um den gesamten Bedarf in Deutschland abzudecken. In diesem Moment hätte die Stromversorgung also klimaneutral sein können. War sie aber in der Realität nicht. Denn allem Ökostrom zum Trotz liefen die Atom- und Kohlekraftwerke weiter und erzeugten überflüssigen Strom, der in die Nachbarländer exportiert werden musste.
Auf die Probleme von Uranabbau und Endlagerung will ich an dieser Stelle nicht eingehen.
Atomkraft und Kohlekraft können nichts, was Erneuerbare nicht besser können. Wir setzen darauf, den Ausbau der Erneuerbaren Energien aanzukurbeln und wollen die Hürden abzubauen.
Es spielt technisch gesehen übrigens keine Rolle, ob in einem Stromnetz einzelne Quellen (Wind und Sonne z.B.) grundlastfähig sind oder nicht. Grundlast, Mittellast und Spitzenlast sind Definitionen der Energiewirtschaft, um bestimmte Kraftwerksarten einzuordnen. Die Grundlastfähigkeit - oft als Vorteil verkauft - wird immer weniger benötigt. Im Gegenteil: Ziel der Energiewende ist es, Grundlastkraftwerke wie Atom- und Kohlekraftwerke möglichst bald abzuschalten.
Zu den großen Vorteil der Erneuerbaren gehört auch die Flexibilität beim An- und Abschalten, die bei Kohle und Atom nicht möglich ist. Und nicht zuletzt ist auch die jeweilige Stromnachfrage ein entscheidender Faktor - man kann eine angenommene "Energielücke" also gar nicht isoliert und abstrakt betrachten.
Wichtig ist jetzt erneuerbare Energien massiv auszubauen. Dies wurde von der großen Koalition verschlafen und verhindert. Dies wollen wir gemeinsam mit SPD und FDP gemeinsam angehen.
Mit freundlichen grüßen,
Ricarda Lang