Halten Sie es für richtig, dass Menschen in Verantwortung über eine qualifizierte Ausbildung mit Abschluss verfügen?
Sehr geehrte Frau Lang
in Stellenausschreibungen werden gerade für den öffentlichen Dienst strenge Zugangsvoraussetzungen verlangt wie Berufsausbildung und Studium. Anders ist ein Zugang nicht möglich, um die hohe Qualität des öffentlichen Dienstes aufrecht zu erhalten. Auch in in der Privatwirtschaft werden Ausbildung oder Studium als Zugangsvoraussetzung verlangt.
Halten Sie es für richtig, dass immer mehr Mitglieder des Bundestages und der Landtage über keinen berufsqualifizierenden Abschluss verfügen? Wie wirkt sich dies auf die Qualität von Entscheidungen aus, wenn neben fehlender Erfahrung außerhalb der Politik auch eine qualifizierende Ausbildung fehlen?
Sehr geehrter Noell A.,
da Abgeordnete gewählt werden und nicht durch ein Bewerbungsverfahren des öffentlichen Dienst laufen, sind derartige "Zugangsvoraussetzungen" kein Kriterium.
Tatsächlich machen Sie aber auf wachsendes Problem aufmerksam, denn politikwissenschaftliche Studien zeigen seit Jahren ein wachsendes Repräsentationsungleichgewicht im Deutschen Parlament: Im Hinblick auf die Soziale Herkunft also bei Bildung und Berufen sind die stärksten Unterschiede zwischen den Abgeordneten (64,3% Akademiker:innen) und der Bevölkerung (26,7% Abiturient:innen) zu erkennen (vgl. Höhne/Kintz 2017, S.270). Alle demokratischen Parteien müssen hier Reformen für mehr Mitwirkung an Kandidat:innenaufstellungen auf den Weg bringen, insbesondere durch eine weitere Stärkung des Mitgliederprinzips damit auch Bürger:innen ohne akademischen Abschluss und Berufsausbildung eine Chance auf Mitbestimmung im Parlament bekommen.
Mit freundlichen Grüßen
Team Ricarda Lang