Frage an Reinhold Perlak von Christian T. bezüglich Bildung und Erziehung
Bitte teilen Sie mir Ihre Meinung zu folgenden Themen mit:
Bayerisches Schulsystem
Arbeitsbelastung und Besoldung der Lehrkräfte
Donauausbau
Agrarsubventionen (insbesondere für Ökobetriebe)
Sehr geehrter Herr Tremmel,
vielen Dank für Ihre Anfrage, die ich nachfolgend gerne beantworten will.
Bayerisches Schulsystem:
Der jüngst erschienene Bildungsbericht ist alarmierend. Die Ausgaben für Bayern sind von 6,9 % auf 6,2 % gemessen am Bruttoinlandsprodukt gesunken. Unser Bildungssystem ist chronisch unterfinanziert. Jeder 5. Schüler wird direkt in die Hartz-IV-Karriere geschickt. Unter dieser Misere leiden Schüler, Eltern und Lehrer. Es fehlen 5.000 Lehrer, jährlich müssten 1.000 Lehrer nachbesetzt werden. Die Folgen sind Unterrichtsausfall und überfüllte Klassen (die statt Kombiklassen einzuführen auf max. 25 Schüler pro Klasse reduziert werden müssen.) Ich unterstütze die Forderung nach mehr Schulsozialarbeit, nach weniger Schultourismus (Bildung findet nicht im Schulbus statt!) nach mehr Ganztagsschulen und dass der gesamte Bildungsbereich von noch viel stärker auszubauenden Kinderbetreungseinrichtungen mit frühpädagogischer Betreuung beginnend bis zum Studium kostenfrei ist und natürlich auch die Abschaffung von Studiengebühren. Das verkorkste R 6 und G 8 Schulsystem schafft zusätzlich die viel zu frühe Auslese mit 9/10 Jahren. Ich unterstütze selbstverständlich auch die geforderte Bildungsmilliarde auf 4 Jahre verteilt, weggenommen u. a. aus nicht mehr notwendigem Mitteleinsatz von untauglichen Projekten wie dem Transrapid.
Arbeitsbelastung und Lehrerbesoldung:
Sicher hat der chronische Lehrermangel und die viel zu hastig herbeigeführte Reform in den Schulsytemen zu einer unverhältnismäßig großen Mehrbelastung aller Lehrer geführt. Dieser unnötigerweise entstandene Leistungsdruck kann nur durch die zwingend notwendige Einstellung aller derzeit unzureichend besetzten Stellen (siehe Antwort zu 1) erreicht werden. Natürlich ist angesichts dieser Fehlentwicklung auch die Besoldung nicht angemessen und bedarf nicht nur der gestiegenen Anforderungen wegen einer adäquaten Anpassung.
Donauausbau:
Die freifließende Donau ist Bestandteil einer über Jahrtausende gewachsenen Kulturlandschaft. Ein staugestützter Ausbau zerstört unwiederbringlich dieses Kulturerbe. Wer von der Wahrung der Schöpfung spricht, darf das so wertvolle Stück Heimat nicht allein kurzfristigen Einzelinteressen unterordnen. Die überzogene Ausbauforderung nach Variante C 280, die weit über die vom Bundestag beschossenen Variante A als ein ohnehin schon großzügiger Kompromiss hinausgeht, ist weder ökologisch noch ökonomisch vertretbar. Wie bekannt, ist das mit dem Ausbau erzielbare Frachtmehraufkommen lächerlich gering (2,7 Schiffe/Tag, dies entnspricht 3 Güterzügen bei gleichzeitig schnellerem und zielgenauerem Transport, wofür keinerlei Neuinvestitionen nötig wären) Hinzu kommt, dass 1.400 von insgesamt 2.400 km schiffbarer Länge das angestrebte Ausbauziel mit 2,50m ganzjährige Abladetiefe nicht erfüllen. Kein Unternehmen dieser Welt würde eine derart hohe Investition leisten, wenn sie selbst die Finanzierung zu erbringen hätte. Würde die Forderung nach Ausweisung als UNESCO-Welt-Kulturlandschaft anstelle des Ausbaues erfüllt, erbrächte dies einen echten, auch wirtschaftlichen Wertgewinn für den Fluss-Tourismus, für den Freizeit- und Naturerholungstourismus, das Hotel- und Gaststättengewerbe. Würden die gesamten Ausbaumittel in die regionale Wirtschaft fließen, entstünde eine boomartige Entwicklung, die allen Menschen in unserer Heimat dient, statt 3 Schiffen mehr pro Tag, die bei uns vorbeifahren .Wem also nutzt also dieser Ausbau wirklich?
Agrarsubventionen.
Wer unsere Natur und Kulturlandschaft erhalten möchte und nicht menschenleere Regionen will, braucht die bäuerliche Landwirtschaft als Kernelement der ländlichen Räume. Unser Landwirtschaft pflegt über 50 % der bayerischen Landesfläche, auf weitren 30 % stehen Wälder. Die Verbraucher stellen Ansprüche. Zu Recht. Sie wollen gesunde Lebensmittel.Mehr als 80 % wollen gentechnikfrei Nahrung, also Lebensmittelsicherheit und hohe Qualität. Daher ist es gerecht, wenn die bäuerliche Landwirtschaft ihr gutes Auskommen hat. Deshalb muss Bayern mehr Geld in die Hand nehmen, u. a. auch, um die Kürzungen von EU-Mitteln auszugleichen. Erfolgreiche Programme zur Stärkung des landwirtschaftlichen Umfeldes, wie Kulturlandschaftsprogramme, Vertagsnaturschutz u. ä. m. müssen bedarfsgerecht erweitert werden.
Sehr geehrter Herr Tremmel, leider ist die schriftliche Beantwortung Ihrer Fragen nur in kurzen Aussagen möglich und erhebt daher längst nicht den Anspruch auf Vollständigkeit. Dennoch hoffe ich einige Inhalte meiner Positionen vermittelt zu haben.
Mit freundlichen Grüßen
Reinhold Perlak,