Frage an Reiner Büttner von Andreas L. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrter Herr Büttner,
die Bildungspolitik wird im Wahlkampf sehr hoch gehandelt, auch von Ihnen und Ihrer Partei.
Ein Negativbeispiel Bayerischer Bildungspolitik müssen wir derzeit um Poxdorf herum erleben. Heute wurde das endgültige Aus für die Hauptschule in Poxdorf bekannt gegeben. Das bedeutet, dass künftig die Hauptschüler aus Langensendelbach, Effeltrich und Poxdorf nach Baiersdorf gekarrt werden. Wohnort nahe Schule ade!
Die Gemeinde - und da geht es nicht nur Poxdorf so - bleibt auf den Schulräumen sitzen. Der Staat hatte vor Jahren gefordert, dass zur Erhaltung des Schulsprengels die Räumlichkeiten renoviert und höheren Erfordernissen angepasst werden. Aber Grundschüler brauchen keine Computer-, Physik- und Chemieräume. Werken und Kochen wird in diesen Jahrgangsstufen auch nicht praktiziert.
Man könnte ja vielleicht sagen, wenn man die Räume nicht mehr braucht, na gut dann lassen wir sie halt leer stehen. Das Dumme ist nur, dass die Poxdorfer Bürger noch über viele Jahre die Schulden abzahlen müssen, die der Ausbau der Grund- und Hauptschule mit sich gebracht hat. Ich verstehe das nicht als Fürsorge der Staatsregierung für Ihre Kommunen und Bürger.
Meine konkreten Fragen:
Wie stellen Sie sich und die SPD die Bildungs- und Schulpolitik auf dem Land vor?
Wie sehen Sie die Verantwortung der (nächsten) Staatsregierung gegenüber Gemeinden, die sich für Infrastruktur Massnahmen vor Jahren verschuldet haben, wenn diese durch staatliche Entscheidungen wertlos werden?
Mit freundlichen Grüßen
Andreas Lutz
Sehr geehrter Herr Lutz,
es ist leider das eingetreten gegen das die SPD im Landtag seit Jahren kämpft. Die SPD und ich wollen die Hauptschulstandorte im Landkreis erhalten. Dies wollen wir erreichen, indem wir die Hauptschulen zu Regionalschulen weiterentwickeln. Es wäre auch ohne Probleme möglich, nur die CSU will dies nicht, auch wenn jetzt von ihr Krokodilstränen vergossen werden. Die CSU möchte kleine Schulen platt machen und schert sich nicht um die Belange von Kindern, Eltern und Kommunen. Der Antrag der SPD-Landtagsfraktion im Sommer diesen Jahres auf Erhaltungs-Garantie der einzügigen und zweizügigen Hauptschulen wurde von der CSU-Mehrheit im Landesparlament abgelehnt.
Nun steht die Gemeinde Poxdorf mit einem neuen, teuren und schönen Schulgebäude alleine dar. Kinder werden mit Busen zu großen und unpersönlichen Schulkomplexen gefahren. Ein unnötiger und am Interesse de Menschen vorbei geplanter Irrsinn.
Der SPD Vorschlag einer Regionalschule wäre auch eine Alternative zur Schließung der Hauptschulen in Poxdorf. Dazu ist es nötig, das sture, unsoziale und krankmachende 3-gliedrige Schulsystem aufzubrechen. In einer Regionalschule werden die Kinder nicht in der 4. Klasse aussortiert, sonder bleiben mindestens bis zur 6. Klasse zusammen, außerdem kann in einer Regionalschule der echte mittlere Bildungsabschluss erworben werden und dies nicht durch eine weitere Aufteilung in einem sogenannten M-Zug, sondern durch individuelle Förderung und persönliche Lernzielen werden die Kinder ermuntert, den Realschulabschluss nach dem Hauptschulabschluss im Klassenverband zu erwerben.
Dieses Konzept führt dazu, dass der Übertrittsdruck auf die Kinder verschwindet, mehr Kinder den mittleren Bildungsabschluss erreichen (auch ohne Nachhilfeunterricht), die Kommunen Planungssicherheit erhalten, Kinder und Jugendliche dem sozialen Leben im Dorf (z.B in Vereinen) nicht verloren gehen und das Wichtigste, Kinder ohne Druck sondern mit Freude wieder lernen, denn dann bleibt das Gelernte auch im Kopf.
Sehr geehrter Herr Lutz, ich hoffe ich konnte Ihre Frage ausreichend beantworten.
Herzlichst,
Ihr
Reiner Büttner