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Frage von Thorsten W. •

Frage an Ralf von der Bank von Thorsten W. bezüglich Verkehr

Wie stehen Sie zum BER, der definitiv am falschen Standort geplant wurde?
Schönefeld war auf dem letzten Platz des Brandenburger Raumordnungsverfahrens.
Die Argumente, falls es welche gibt, für den sogenannten Konsensbeschluss, besser Hinterzimmerbeschiss an den Bürgern, wurden nie öffentlich gemacht. Ich vermute Grundstücksschiebereien Anfang der 90er Jahre!
Kennen Sie den Standpunkt des BVBB zur erneuten Standortsuche und Nachnutzung des BER?
Es muss sofort mit der Planung in Sperenberg begonnen werden um mittel-
oder zumindest langfristig einen zukunftssicheren, rentablen und ausreichen dimensionierten Flughafen zu haben.
Ich für meinen Teil lehne auch die sog. neuen 200EUR-Schalldämmlüfter ab. Ich lasse nicht meine Fassade perforieren. Die Lüfter nehmen innen eine Menge Platz weg. Die Kabel werden auf Putz verlegt. Den Strom muss man selbst tragen. Die Bürger werden mit Billiglösungen abgespeist. Außerdem ist auch bei geschlossenen Fenstern der Lärm zu hören. Die Schalldämmung von Poroton ist nicht sonderlich gut. Das wird bei den neuen Passivhäusern erst recht der Fall sein. Eine elegantere Entlüftung durch Kanäle über das Dach wird aus Kostengründen abgelehnt. Schallschutz nutzt mir zudem nichts, wenn ich, wie viele, meinen Garten nutzen will! Die 4000€ Ausgleich für die noch härter betroffenen sind ein Witz. Im Moment bekommen wir durch die erneute Sanierung der Nordbahn einen kleinen Vorgeschmack, wie es später sein wird, nur das die Maschinen im Minutentakt den Ort überfliegen. Es wird munter nach 23:00 ....23:30 geflogen und das nach meinem Empfinden kreuz und quer. Ein echtes Nachtflugverbot gibt es nicht, auch nicht später.
Die Grünen werben in Berlin mit dem Slogan "Hol Dir die Stadt zurück" in Bezug auf die Tegelschließung aber dass die Westberliner entlastet werden und der Fluglärm in den Osten verlagert wir, damit hat niemand ein Problem! Die Politikverdrossenheit ist vorprogrammiert!

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Antwort von
FREIE WÄHLER

Sehr geehrter Herr Dipl.-Ing. Winkler,

vielen Dank für Ihre sehr interessante Frage, die für die Bewohner des weiten BER-Flughafenumfelds von großer Bedeutung ist. Zum Verständnis möchte ich vorab darauf hinweisen, dass ich durch die neuen, nach Süden abknickenden Flugrouten selber direkt betroffen bin und die startenden Flugzeuge gewissermaßen bei mir am Haus vorbeifliegen und mit den Sachverhalten gut vertraut bin.

Bitte finden Sie nachstehend meine Antwort:

• Das Auswahlverfahren für den Standort für den BBI/BER "Willy-Brandt-Airport" begann bei den damit befassten Personen wahrscheinlich bereits 1990. Aufgrund der Gewerbesteuereinnahmen hatte mutmaßlich insbesondere das Land Berlin als Gesamtheit ein besonderes Interesse daran, den neuen Flughafen so dicht wie möglich an der Stadtgrenze zu bauen.

• Mit der Auswahl des Standortes Schönefeld wurde aus wahrscheinlich damaliger Berliner Sicht gewissermaßen ein auseichend abgelegener Ort ausgewählt, der aber noch dicht genug an Berlin lag. In den Jahren seit der Einheit hat es dem zuwiderlaufend im sogenannten Speckgürtel einen starken Zuzug gegeben. Beispielsweise hat sich die Bevölkerungszahl von Blankenfelde-Mahlow, eine der am stärksten betroffenen Gemeinden, ungefähr verdoppelt. Die Politik hat ein entsprechendes Ansiedlungsverhalten zugelassen bzw. geduldet.

• Die Annahme liegt nahe, dass sich die seit bald 28 Jahre hinziehenden Planungen und die Bauausführungen nicht nur zu einem Aufreiben der verantwortlichen Manager der Flughafengesellschaft (beispielsweise die Herren Mehdorn und Mühlenfeld) führte, sondern auch dazu, dass die Planung immer wieder an neue Forderungen und Wünsche angepasst werden musste, was zu den bekannten Problemen führte. Die Probleme des Brandschutzes, Entrauchung etc. sind Bestandteil fast täglicher Presseberichterstattungen. Zudem drohen Kapazitätsengpässe, was bei rund 28 Jahren Planungshorizont nicht wirklich verwundert.

• Es ist wohl in den letzten Jahren deutlich geworden, dass aus heutiger Sicht der Flughafenstandort, die Planungen und die Bauausführung nicht optimal gelaufen sind und ein großes Optimierungspotential geboten hätten. Es ist durch die damals Verantwortlichen versäumt worden, bessere Lösungen zu erarbeiten; beispielsweise weit südlich Jüterbog, mit non-stop ICE- oder Transrapid-Anbindung etc.

• Seit Jahren rege ich an, dass - aus einer Reihe von Gründen - der heute bestehende und sehr leistungsfähige Flughafen Tegel "Otto Lilienthal" offengehalten wird, wodurch das Brandenburgische BBI/BER-Flughafenumfeld weniger belastet wird und das Flughafengesamtsystem des Großraums Berlin/Brandenburg an Leistungsfähigkeit gewinnt. Durch das Offenhalten Tegels würde m.E. auch der Wunsch der IHK- und Handwerkskammer-Präsidenten und der Vereinigung der Unternehmensverbände Handwerkskammer Berlin in Berlin und Brandenburg e.V. vom 11. März 2011 nach einem leistungsfähigen Flughafensystem implizit genüge getan.

• Tatsächlich erfolgreich und nachhaltig ist aus meiner Sicht nur die aktive Lärmminderung an der Quelle durch Forschung, Entwicklung und Technologie. Beispielsweise ist es so, dass bei den aktuellen, neu zertifizierten Flugzeugen, wie der A-320 NEO und B-737 MAX, die Lärmemissionen halbiert ( https://www.fluglärm-portal.de/laerm-vermeiden/moderne-flugzeuge/ ) werden. Das ist erfreulich und an dieser aktiven Fluglärmminderung durch Technologieeinsatz muss und soll in Forschung und Industrie weiter gearbeitet werden. Diese Flugzeuge laufen seit circa Anfang 2016 den Airlines für ihren Flugbetrieb zu. Langfristig ist eine weitere Halbierung der Lärmemissionen neuer Flugzeugtypen denkbar.

• Der passive Lärmschutz ist für die Wohnbevölkerung sehr wichtig und notwendig. Dieser umfasst in vielen Fällen den Einbau von Schallschutzfenstern und von Lüftern. Die Lüfter regeln die Zufuhr von Frischluft bei geschlossenem Fenster. Die von Ihnen angesprochenen Schallschutzlüfter sind vergleichsweise einfach ausgeführt. Meiner Meinung nach sollten die Lüfter, sofern die örtlichen Bedingungen dies zulassen, zusätzlich mit einem Wärmetauscher ausgerüstet werden, um den Mehraufwand für den Lüfter-Antrieb durch Einsparung von Wärme- bzw. Heizenergie zu kompensieren. Die Anschlussleistungen sind meines Erachtens natürlich unter Putz zu legen.

• Heute haben nur die Häuser/Wohnungen (Stichtageregelung) in den Tag- bzw. Nachtschutzgebieten Anspruch (Planfeststellungbeschluss 2004 und Ergänzender Planfeststellungsbeschluss 2009) auf Schallschutzmaßnahmen. Durch die nach Süden abknickenden, neuen Abflugrouten entstehen wesentliche Neubetroffenheiten in Gebieten, die bis zum Oktober 2009 dachten, sie seien verschont. Manche Gemeinde hatte wohl im Rahmen der Planfeststellung offizielle Mitteilung erhalten, sie sei nicht betroffen. Meiner Meinung nach sollten die entsprechenden gesetzlichen Regelungen so geändert werden, dass auch die Neubetroffenen (ohne Stichtagsregelung) passive Schallschutzmaßnahmen erhalten können (beispielsweise Dahlewitz, Jühnsdorf, Rangsdorf etc.).

• Der Kreistag Teltow-Fläming forderte beispielsweise in 2010 ein vollständiges Nachtflugverbot von 22 bis 6 Uhr, bisher allerdings ohne erkennbaren Erfolg. Das Fluglärmkonzept sieht zusammengefasst folgende Maßnahmen vor: – kein Flugbetrieb zwischen 23:30 und 5:30 Uhr, in den Tagesrandzeiten zwischen 22:00 und 23:30 Uhr sowie zwischen 5:30 – 6:00 Uhr eingeschränkter Flugbetrieb etc.

Mit freundlichen Grüßen

Ralf von der Bank

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