Frage von Jürgen A. •

Werden Sie sich für den Erhalt der ärztlichen Notfallpraxis in Backnang einsetzen und auch bei Herrn Lucha vorstellig werden ?

Sehr geehrter Herr Nentwich,

in Backnang soll jetzt nachdem bereits das Krankenhaus geschlossen wurde auch noch die ärztliche Notfallpraxis geschlossen werden und damit wird auch die ländliche Versorgung verschlechtert.

Wie schon bei der Schließung vom Krankenhaus geschehen, sind die Einsatzzeiten angestiegen und auch der Straßenverkehr (CO2 Ausstoß ) wurde dadurch erheblich ausgeweitet - grüne Politik müsste anders aussehen - oder liege ich da falsch ?

Mit freundlichen Grüßen

Jürgen A.

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Antwort von
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Sehr geehrter Herr A.

vielen Dank für Ihre Fragen und Ihr Engagement in Sachen Notfallpraxis in Backnang.

Für mich als Abgeordneter ist klar: Ich setze mich mit aller Kraft für den Erhalt der Notfallpraxis einsetzen. Die alternativlose Schließung ist nicht hinnehmbar, da sie die ohnehin angespannte ärztliche Versorgung in unserer Region weiter verschlechtert. Viele Bürgerinnen und Bürger sind nicht an eine hausärztliche Versorgung angebunden und auf den ärztlichen Bereitschaftsdienst der Notfallpraxis Backnang angewiesen. Wenn die Notfallpraxis schließt, wird für sie die medizinische Versorgung noch schwieriger, und die Notaufnahmen der umliegenden Kliniken drohen massiv überlastet zu werden. Dasselbe haben wir bereits nach der Schließung der Notfallpraxis in Schorndorf gesehen – allein die Klinik in Winnenden musste in nur drei Monaten über 2.000 zusätzliche Patientinnen und Patienten versorgen. Die ärztliche Versorgung im Raum Backnang steht ohnehin vor großen Herausforderungen. Schon jetzt sind fast die Hälfte der Hausärzte in der Region über 60 Jahre alt, und der Versorgungsgrad liegt lediglich bei 85,5 %. Prognosen zufolge wird dieser bis 2029 auf nur noch 75,5 % sinken. Ich bin dem Landkreis an dieser Stelle dankbar, dass sie sich gemeinsam mit den Kommunen auf den Weg machen, dieses große Problem anzugehen.

Ich stehe mich Herrn Sozialminister Manfred Lucha in engem Kontakt und stehe konsequent dafür ein, alle verfügbaren Mittel einzusetzen, um die ärztliche Versorgung im ländlichen Raum zu stärken. Die medizinische Grundversorgung darf nicht weiter ausgedünnt werden – auch in ländlichen Regionen muss sichergestellt sein, dass Menschen im Notfall schnell und wohnortnah behandelt werden können. Auch die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg muss finanziell besser ausgestattet werden, damit sie ihrem Versorgungsauftrag gerecht werden kann. Ich stehe an der Seite der Bürgerinnen und Bürger sowie der Kommunen, die sich für den Erhalt der Notfallpraxis einsetzen.

Zu Ihrer letzten Frage: Ja, das ist auch ein wichtiger Aspekt. Der Anstieg der Einsatzzeiten und der damit verbundene zusätzliche Straßenverkehr und CO2-Ausstoß sind in der Tat problematisch. Aber das Wichtigste ist, dass eine wohnortnahe Gesundheitsversorgung überlebenswichtig sein kann. In Notfällen zählt oft jede Minute – und wer weit fahren muss, riskiert, wertvolle Zeit zu verlieren. Ohne diese Versorgung sind Menschen in akuten gesundheitlichen Krisen gefährdet, was nicht nur ihre Lebensqualität erheblich beeinträchtigt, sondern im schlimmsten Fall fatale Folgen haben kann. Eine zuverlässige, schnelle medizinische Hilfe vor Ort ist unverzichtbar, um das Leben der Menschen zu schützen und die Region langfristig zu sichern. Ohne gute, medizinische Versorgungsangebote vor Ort sind viele Menschen auf lange Anfahrten angewiesen, was nicht nur ihre Gesundheit gefährdet, sondern auch die Lebensqualität in ländlichen Regionen beeinträchtigt.

Mit freundlichen Grüßen 

Ralf Nentwich 

 

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