Frage an Ralf Bieneck von Tanja G. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrter Herr Bieneck,
wie stehen Sie zu unserem Schulsystem? Was würden Sie für Ostfriesland empfehlen, oder sind Sie mit der jetzigen Struktur zufrieden?
Moin Frau Gerken,
bezogen auf unsere Region, bin ich für die Einführung der Ganztags-Gesamtschule.
Ein kleines Beispiel: Ein Gymnasiast aus Bunde geht in Leer zur Gesamtschule. Das arme Kind (10Jahre alt!) muss täglich, etwa 3-4 Stunden, mit Wartezeit und in öffentlichen Verkehrsmitteln verbringen, da die Anbindungen dermaßen schlecht sind. Das ist etwa die gleiche Zeit, die ein normaler PKW für die Strecke von Leer nach Göttingen benötigen würde. Solche Beispiele könnte ich x-fach für Ostfriesland fortsetzen. Die Verkehrsanbindungen sind oft katastrophal.
Nun haben wir in Ostfriesland auch nicht „nur“ Familien, die mit Wohlstand gesegnet wurden und zwei Autos zur Verfügung haben. Mama kann eben nicht ihre Kinder schnell zur Schule fahren. Vermutlich werden die, vielleicht sehr begabten, Kinder nicht am Gymnasium lernen können, sonders die Realschule vor Ort besuchen müssen.
In Hannover, Braunschweig, Osnabrück und auch Oldenburg sind die Verkehrsanbindungen im Vergleich zu uns natürlich traumhaft. Kaum ein Kind hat einen längeren Schulweg als 10 Minuten. Ein Recht auf Bildung steht aber jedem Kind in Deutschland zu. Von einer Chancengleichheit kann bedauerlicherweise nicht die Rede sein.
Lernmittelfreiheit und eine gesunde Schulverpflegung gehören natürlich auch in das, neu durchdachte, Konzept eingearbeitet. Zurzeit laufen bei uns auch parteiinterne Nachforschungen über Schulbekleidung, wie sie in vielen Ländern üblich und vor allem der Förderung der Gleichheit dienlich ist.
Wir als Regionalpolitiker haben auch hier eine echte Aufgabe.
Wenn ich dann eine Aussage von einem SPD Politiker, aus meinem Wahlkreis, in der Zeitung lese weiß ich nicht ob ich traurig oder wütend werden soll. Ich zitiere: „Es ist ja nicht so, dass die Leute auf dem Lande doof geboren sind.“ (Quelle: Ostfriesischer Kurier 19.01. Seite 47) Es sind dieselben Leute, die seit vielen Jahren die gereichten EU-Gelder, für Bildung und Kultur, verschlafen haben und, mit Verlaub, nur an Ihrer eigenen Karriere gearbeitet haben. Ich habe dazu nur eines übrig, zu sagen: “Die Ostfriesen sind mit Sicherheit nicht doof geboren, aber leider von Ihresgleichen schon oft für doof verkauft worden.“ Das Selbe gilt natürlich auch für die CDU, die auch schon wieder seit Amtsantritt auf Schnarchkurs ist.
EU-Mittel, für Minderheiten in Deutschland, scheinen den Herren völlig unbekannt zu sein. Manche von Ihnen vermitteln bei Ansprache die Meinung, dass diese Gelder komplett refinanziert werden müssen. Das es eben nicht so ist und eine Refinanzierung nur im geringen Rahmen statt zu finden hat, haben wir „schwarz auf weiß“. Diese Leute sind sich dann auch noch zu schade, tiefer in die Materie zu gehen und gegebenenfalls einmal nachzufragen.
Von Bildung wurde aber im Allgemeinen, während des Wahlkampfes, bisher sehr wenig gesprochen. Man kann sich als Regionalpolitiker natürlich hervorragend hinten Bundesthemen verstecken, wenn man seine Hausaufgaben nicht gemacht hat.
Es ist ja klar, dass die großen Parteien die unglaublich hohe Zahl von Nichtwählern, auch hier in unserer Region, mit anderen Themen (z.B. Mindestlohn) zur Urne locken wollen.
Wir werden sehen, was nach der Wahl passiert.
Nach meiner Meinung verpufft bei denen sehr schnell die angepriesene Motivation für die „ländliche Region“.
Vielen Dank für Ihre Fragen.
Eala frya Fresena
Ralf Bieneck