Wie möchten Sie die Rückstände der Digitalisierung kompensieren und zeitnah beseitigen?
Die Digitalisierung betrifft weite Teile unserer Gesellschaft, unserer Wirtschaft und unseres Alltags in sehr unterschiedlichem Maße. Aus meiner Sicht ist Deutschland je nach Branche und Bereich sehr unterschiedlich gut bzw. schlecht für die Digitalisierung vorbereitet.
Im Bereich der Digitalisierung und Innovation in den Betrieben sehe ich Deutschland insgesamt eher gut aufgestellt - die größte Herausforderung ist hier die Bereitstellung der Infrastruktur (Breitband und Mobilfunk) gefolgt von finanzieller Förderung von Weiterbildungen bei kleinen und mittleren Betrieben. Beim Mobilfunk brauchen wir eine veränderte Strategie, die statt auf Auflagen vor allem auf gezielte Förderung in unterversorgten Regionen setzt.
Im Bereich der Digitalisierung in Bildungseinrichtungen müssen bereitgestellte Mittel aus dem Digitalpakt schneller und unkomplizierter abgerufen werden können. In der Regel scheitert Digitalisierung hier nicht am Geld, sondern an Bürokratie. Weiterbildungen der Lehrkräfte für digitale Lernelemente müssen weiter ausgebaut werden.
Im Bereich der Digitalisierung in der Verwaltung müssen wir deutlich aufholen. Bund, Länder und Kommunen müssen sich dringend auf eine gemeinsame IT-Infrastruktur verständigen. Falls sich Einzelne für ein anderes System entscheiden wollen, muss Kompatibilität mit der Standard-Lösung zwingende Voraussetzung sein, um Kooperation zu ermöglichen.
Im Bereich des Datenschutzes brauchen wir eine praxisnahe Anpassung. Großen Konzernen und Internetanbietern muss das Erfassen und Weitergeben personenbezogener Daten eher erschwert werden, während die Nutzung anonymisierter Daten (z.B. Verkehrsdaten; Big Data-Anwendungen) erleichtert und flexibilisiert werden muss. Staatlich gesammelte Daten über eine Person sollten künftig Eigentum dieser Person werden, welche flexibel und frei über die Verwendung und Weitergabe dieser Daten entscheiden kann (Estnisches Modell).